Als ProjektleiterManager oder Analyst bzw. deren Berater bist Du mit folgenden Fragen konfrontiert:

  • Wie finden wir für eine Herausforderung die richtige Abstraktionstiefe?
  • Was hilft uns im Team ein gemeinsames Problemverständnis herauszubilden?
  • Womit bestimmen wir zwischen den beiden Extremen ‚zu allgemein‘ und ‚zu spezifisch‘ die optimale Flughöhe für ein Thema?

Unterstützung findest Du in der Abstraktionsleiter und der strukturierten Spezifikation des Problems.


Ergebnis: Formulierung eines Problems als Satz in passender Abstraktionstiefe

Teilnehmer: 1 -10 Personen (besser im Team)

Dauer: 30 – 60 Minuten (je Umfang des Problems)

Utensilien: Flipchart/Whiteboard/Metaplan-Wand, Stifte & Moderationskarten oder Notebook & Office Software

Zweck

Die Abstraktionsleiter hilft Dir ein Problem auf der richtigen Flughöhe zu formulieren und im Team Konsens zum Problemumfang zu erlangen. Nutze die Methode, sobald eine Herausforderung als zu vage bzw. zu spezifisch eingestuft wird bzw. Uneinigkeit bei der Problembeschreibung besteht.

Mit der Abstraktionsleiter entdeckst Du den ‚Sweet Spot‘ bei der Definition eines Problems. Gerade zu Beginn des Projektes bzw. beim Auftritt eines Betriebsproblems leistet die visuelle Technik wertvolle Dienste.

Synonyme für die Abstraktionsleiter sind Leiter der Abstraktionen bzw. die englischen Bezeichnungen Ladder of Abstraction bzw. Abstraction Ladder.


Aufbau


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Abstraktionsleiter – „Wie formulieren wir ein Problem auf richtiger Flughöhe?“

Arbeitsrahmen der Abstraktionsleiter ist eine Liste offener Fragestellungen. Als vertikale Leitersprossen definieren diese das Problem von…

  • allgemein – dem Kopf der Leiter – bis
  • spezifisch – dem Fuß der Leiter.

Eine zusätzliche Spalte erlaubt Dir die Bewertung von Problemfragen, beispielsweise mit der Ideenbewertung.

Ergänze die Abstraktionsleiter mit den Autoren, das Datum der letzten Änderung sowie einen prägnanten Titel als Meta-Informationen.

Abstraktionsleiter
Struktur und Elemente der Abstraktionsleiter

Problem – „Welches Problem bildet die Leitermitte?“

Vorliegende Herausforderung, formuliert als offene Frage, markante Aussage oder inspirierendes Ziel in einem Satz.

Notiere das Initialproblem als zentrale Sprosse in der Mitte der Abstraktionsleiter.

Abstraktionen – „Wie klettern wie die Leiter nach oben?“

Verallgemeinerung des Problems auf Basis von weitreichenden  ‚Warum‘-Fragen. Du steigst auf der Leiter nach oben, zoomst Dich heraus, vergrößerst Deine Flughöhe.

  • Warum kommt es zum Problem und weshalb ist das wichtig?
  • Wodurch lässt sich das Problem generalisieren und weiter fassen?
  • Womit können wir unser Denken öffnen?
  • Welcher Muster, Erkenntnisse, Ideen, Vorgehensmodelle, Verfahren, Prinzipien, Big Pictures, Konzeptbilder, Kategorien oder Themenfelder fassen das Problem?

Notiere Abstraktionen als offene Fragen über der zentralen Problemstellung. Es gilt: je höher die Sprosse in der Leiter, desto allgemeiner die Problemfrage.

Konkretisierungen – „Wie klettern wie die Leiter nach unten?“

Spezifikation des Problems mit Hilfe von verfeinernden ‚Wie‘-Fragen. Du seigst auf der Leiter hinab, zoomst Dich hinein, verringerst Deine Flughöhe.

  • Wie lässt sich die Herausforderung enger fassen?
  • Auf welche Weise können wir den Problemumfang reduzieren?
  • Was heißt das Problem unmittelbar in der Praxis?
  • Worin bestehen Beispiele, Stories, Anekdoten, Fakten, Details, Statistiken und Fallstudien für das Problem?

Halte Konkretisierungen als offene Fragen unter dem zentralen Problem fest. Je tiefer die Sprosse in der Abstraktionsleiter, desto spezifischer die Problemfrage.


Anwendung

Nutze die Abstraktionsleiter allein oder in der Arbeitsgruppe. Beim Einsatz im Team empfiehlt sich ein gemischtes Teilnehmerfeld. Unterschiedliche Köpfe bringen ihre individuelle Perspektive und Erfahrungen zum Problem mit ein. Oft bereichert dies die Problemdetaillierung. Gehe beim Workshop wie folgt vor:

1. Sitzung vorbereiten

Wähle Teilnehmer aus, die einen unterschiedlichen Blick auf das Problem haben. Beschreibe den Betrachtungsraum, stelle den das Problem vor und erkläre die Methode.
Gebe zudem Antworten auf die beiden Fragen:

  • Weshalb ist es wichtig das Problem genauer zu definieren?
  • Warum wurde bisher noch nichts unternommen?

Lade die Teilnehmer ein Anmerkungen zu machen und Fragen zu stellen.

2. Abstraktionen & Konkretisierungen erarbeiten

Nehmt Euch im Team die Problemstellung vor und lasst sie die Leiter nach oben (mit ‚Warum‘-Fragen) oder nach unten (mit ‚Wie‘-Fragen) klettern.

Wählt am Schluss die optimale Problemfrage aus. Diese ist entweder konkreter, allgemeiner oder gleich dem dem Initialproblem.

3. Maßnahme beschließen

Legt die nächsten Schritte fest. Das kann…

  • die weitere Vertiefung des Problems,
  • die Entwicklung von Lösungsideen oder
  • der Abbruch der Initiative sein.

Verteilt Aufgaben mit klaren Ergebnissen, Verantwortlichen und Fristen.

Oft ist der mit der Abstraktionsleiter verbundene Prozess der gemeinsamen Ausdifferenzierung wichtiger als das Endergebnis. Erst die vereinbarte Sicht auf die Herausforderung ermöglicht eine anschließende arbeitsteilige Verbesserung.


Beispiele

Abstraktionsleiter ‚Schwarzfahrer im Öffentlichen Personennahverkehr‘

Angenommen Du bist Mitarbeiter der Öffentlichen Verkehrsbetriebe Münchens. In den letzten Monaten sind die Einnahmen durch Fahrtickets nennenswert gesunken, das Passagiervolumen blieb jedoch auf einem konstanten Niveau.

Du vermutest das Problem ‚Schwarzfahrer‘ möchtest dieses jedoch schärfen. Dazu rufst Du Dein Team zusammen und nutzt für die Problemdefinition die Abstraktionsleiter. Das Ergebnis eines Workshops könnte wie folgt aussehen:

Abstraktionsleiter
Die Abstraktionsleiter für das Problem ‚Schwarzfahrer im Öffentlichen Personennahverkehr‘

Nach einer Bewertungsrunde beschließt ihr das Problem „Wie können wir die Zahl der U-Bahn-Schwarzfahrer im inneren Ring M1 in München senken?“ weiter zu verfolgen.


Vor- & Nachteile

Pro

  • Die Abstraktionsleiter ist eine einfache, flexible und eingängige Problemdefinitionstechnik.
  • Das Werkzeug eignet sich prima für die Anwendung in Kreativsitzungen. In wenigen Minuten erklärt, prägt das Team rasch ein gemeinsames Bild auf den Sachverhalt aus.
  • Ob solo oder in der Arbeitsgruppe – die Technik ist sowohl in Einzelarbeit als auch in der Arbeitsgruppe anwendbar.

Contra

  • Die Abstraktionsleiter definiert das Problem mittels einer Menge von Sätzen. Für mehr Struktur und Details zum Vorgehen und Ergebnis benötigst Du zusätzliche Techniken wie die Problemskizze, die Problembeschreibung oder das TOSAC Framework.
  • Auch für die Lösung des Problems musst auf weitere Konzepte wie den Issue Tree, die Empathy Map oder SPALTEN Methode setzen.
  • Die Wirkung der Methode hängt maßgeblich von den Teilnehmern sowie deren Offenheit und Kreativität ab.

Praxistipps

Tipp 1 – Sprossen am Schluss absteigend anordnen

Ordne die Sprossen Deiner Abstraktionsleiter beginnend mit der spezifischsten Problemfrage ganz unten bis zur abstraktesten Problemfrage ganz oben. Stelle dazu die Fragen einander gegenüber und kontrastiere sie.

Als Resultat erhältst Du eine wohlgeordnete Leiter mit dem Initialproblem als Dreh- und Angelpunkt. Für Folgeschritte steht Dir nun ein strukturiertes Arbeitsergebnis bereit.

Tipp 2 – Alle Gedanken als Problemsätze festhalten

Die Abstraktionsleiter ist ein visuelles Werkzeug. Rege Dein Team an, konkrete und generelle Aspekte des Problems nicht nur zu denken, sondern direkt aufzuschreiben und als zusätzliche Stufe in die Leiter einzufügen.

Eine Bewertung und Konsolidierung der Leitersprossen erfolgt im zweiten Schritt.

Tipp 3 – Die ‚Wie könnten wir‘-Frage stellen

Konkretisiere das Problem durch die ‚Wie könnten wir‚-Frage (engl. ‚How might we…?‘). Die Fragetechnik regt die Kreativität an und motiviert zum nächsten Schritt.

Tipp 4 – Leiter als Kommunikationswerkzeug nutzen

Vom Ursprung ist die Abstraktionsleiter ein Kommunikationsinstrument. Nutze das Konzept in diesem Sinne, indem Du bei Deiner Geschäftskommunikation wie…

bewusst zwischen abstrakter und konkreter Ebene wechselst. Das hoch- und runterklettern wirkt auf Deinen Gesprächspartner erfrischend abwechslungsreich.


Ursprung

Hinter der Abstraktionsleiter steht Samuel Ichiye Hayakawa. 1939 publizierte der in Kanada geborene Linguist das Konzept in Language in Thought and Action*. Im Fokus des Buches steht die zwischenmenschliche Kommunikation auf Basis verschiedener Abstraktionsstufen. Dazu nutzt Hayakawa das Beispiel einer Kuh, welche Kinder als ein Tier mit Glocke, der Farmer hingegen als Viehbestand ansieht.

Heute nutzen Tech-Konzerne wie Facebook die Abstraktionsleiter für das Formulieren von Problemen im Rahmen der Projektinitiierung.


Bonusmaterial

Personality Hacker: Sensing vs Intuition & The Ladder of Abstraction – Einsatz der Abstraktionsleiter als Kommunikationswerkzeug

Ein Problem ist halb gelöst, wenn es klar formuliert ist.

John Dewey, US-amerikanischer Philosoph und Pädagoge


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