Als ProjektleiterManager oder Kreativarbeiter bzw. deren Berater bist Du mit folgenden Fragen konfrontiert:

  • Was uns alternative frische Ideen für eine definierte Frage zu entwickeln?
  • Womit können wir eine geistig festgefahrene Kreativsitzung wieder zum Leben erwecken?
  • Wie können bei Problemen von vorhandenen Lösungen profitieren?

Unterstützung findest Du in der Analogietechnik und die mit ihr erlangten alternativen Perspektiven auf eine Frage.


Ergebnis: Lösungsansätze und Ideen für eine definierte Frage gefunden, passende Analogie beschrieben

Teilnehmer: mind. 1 Person (bessere in der Gruppe mit Experten aus Ursprungs- und Analogieraum)

Dauer: 30-60 Minuten (je Frage und Teilnehmer)

Utensilien: Whiteboard/Flipchart/Metaplan-Wand, Stifte & Klebezettel oder Notebook & Office Software

Zweck

Mit der Analogietechnik entwickelst Du kreative Lösungsideen und Antworten auf komplizierte Probleme bzw. Fragen. Für einen definierten Sachverhalt wählst Du eine mehr oder wenig ähnliche Analogie aus und arbeitest für diese inspirierende Vorschläge, Konzepte und Ansätze heraus. Anschließend überträgst Du diese Ideen auf das Ursprungsproblem. Du führst bewusst einen Perspektivenwechsel durch und suchst mit diesem systematisch nach neuen Ideen.

Nutze die Analogietechnik in geschäftlichen Anwendungsgebieten wie der Produktentwicklung, Prozessverbesserung oder Service-Innovation. Das Kreativitätswerkzeug verschiebt das Problem bzw. Ziel in einen anderen Bereich. Dadurch können sich andere und völlig neue Ansätze und Geistesblitze ergeben, als im Ursprungsraum.

Mit zusätzlichen Blickwinkel sammelst Du reale oder imaginäre Lösungen, Einfälle, auf die sonst niemand gekommen wäre. Manchmal ist es vorteilhafter einen bewährten Ansatz aus einem anderen Themenfeld aufzugreifen, zu übertragen und anschließend anzupassen.

Synonyme für die Analogietechnik sind Analogiemethode, Analoge Welten, Laterales Denken, analoge Abstraktion oder Laterale Inspiration.


Aufbau

Die Analogietechnik wendest Du auf zwei Ebenen an. Startpunkt ist der Ursprungsraum, also dort wo Du vor einer konkreten Herausforderung stehst bzw. ein unmittelbarer Bedarf existiert. Von dort aus suchst Du einen Analogieraum, dessen Lösung Du auf Deine aktuelle Herausforderung überträgst.

Analogietechnik
Struktur und Elemente der Analogietechnik

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Ursprungsraum – „Wie können wir…?“

Das als Frage formulierte grundlegende Problem bzw. Ziel bildet die Basis der Technik. Versetze Dich dazu in die Person(-engruppe) mit der Herausforderung bzw. dem Bedarf. Achte darauf, dass die Frage offen, positiv, eindeutig und in einfachen Worten formuliert ist. Vermeide Fachbegriffe. Definiert das tatsächliche Kernproblem.

Einen guter Rahmen bilden „Wie können wir…“ (engl. „How might we…“) Fragen. Notiere die Frage gut sichtbar für alle über die Arbeitsfläche.

Das Problem bzw. Ziel besitzt verschiedene Merkmale, beispielsweise geographische Lage, Zugehörigkeit, Kundengruppen oder Konstruktionsweise. Ein Merkmal kann einfach (z.B. Farbe, Alter, Fassungsvermögen) oder vielschichtig (z.B. Geschäftsmodell, Marketing Mix, Unternehmensumfeld) sein.

Die Lösung behebt das Problem bzw. hilft bei der Zielerreichung im Ursprungsraum. Dabei kann es sich um eine oder mehrere Personen, Maßnahmen oder Ressourcen handeln.

Analogieraum – „Hier wurde das gelöst!“

Das Analogieproblem bzw. -ziel – kurz Analogie – ist ein Sachverhalt, der in ausgewählten Merkmalen mit dem Ursprungsproblem bzw. -ziel übereinstimmt. Die Analogie kann real (z.B. Service-Einheit, Produktionsstandort, Vertriebsprozess) oder fiktiv (z.B. Märchenwelt, Firma im Jahr 2050, Filmwelt, auf dem Mars) sein, sehr nah (viele gemeinsame Merkmale) oder sehr entfernt (wenig gemeinsame Merkmale) vom Ursprungsraum liegen sowie abstrakt oder konkret sein.

Die Analogielösung – kurz Analog – sind erprobte Konzepte, die im Analogieraum das Analogieproblem (teilweise) lösen bzw. das Ziel (anteilig) erreichen. Analogielösungen liefern Dir Inspirationen für Dein Ursprungsproblem.


Anwendung

Die Analogietechnik lässt sich am besten in einer Gruppe im Rahmen eines zeitlich begrenzten Kreativ-Workshop anwenden. Mindestens eine Person sollte den Ursprungsraum gut kennen, eine andere den Analogieraum.

1. Problem definieren

Definiert zunächst das grundlegende Problem bzw. Ziel, am besten in Form eines Fragesatzes aus Kunden-/Verbraucher-/Nutzer-/Betroffenen-Perspektive.

Wählt ein oder mehrere relevante Merkmale dieser Fragestellung aus. Gerne könnt Ihr mittels dem Teilsatz „Dies ist ein Beispiel für…“ das Problem abstrahieren.

2. Analogie wählen

Wählt anschließend eine inspirierende Analogie entlang der gewählten Merkmale.

  • Für welche Herausforderung steht unser Problem in anderen Situation?
  • Welche anderen Branchen stehen vor einem ähnlichen Problem?
  • Wer steht in der fiktiven Welt vor der gleichen Herausforderung?
  • Gibt es früher/in anderen Kulturen Personen mit einem ähnlichen Thema?

Gerne kannst Du Dir das Analogieproblem bzw. -Ziel bereits vorher überlegen und in die Diskussion einbringen. Alternativ arbeitet ihr zunächst gemeinsam ein passendes Gleichnis auf Basis von Recherchen, Beobachtungen, Befragungen oder Kurzinterviews heraus.

3. Ideen entwickeln

Entwickelt nun Lösungsideen – die Analogs – für die Analogie auf Basis ergänzender Kreativitätsmethoden wie dem Brainstorming oder der 6-Hüte Methode.

  • Welche Strategie verfolgt die Analogie, um das Problem zu lösen?
  • Wie meistern Akteure im Analogieraum die Herausforderung?
  • Auf welche Weise gelangen vergleichbare Organisationen ans Ziel?

Erneut helfen Befragungen, Observationen und Recherchen. Wichtig: Klammert unbedingt den Ursprungsraum aus. Ihr bewegt euch ausschließlich im Analogieraum.

4. Ideen transferieren

Übertragt die Lösungsideen auf das Ursprungsproblem.

  • Was wäre, wenn wir diese Strategien auf unsere Herausforderung anwenden würden?
  • Was lässt von den Analogielösungen wiederverwenden?
  • Wie viel trägt ein Analog zu unserer Lösung bei?

Nutze weiterführende Techniken wie die Ideenbewertung oder die KJ Methode, um die Menge an Vorschlägen systematisch zu strukturieren, zu reduzieren und schließlich zu evaluieren. Zieht Evaluierungskriterien wie Machbarkeit, Kundenattraktivität und Wirtschaftlichkeit heran.

Gerne kannst Du weitere Analogien ins Spiel bringen und Schritte 2 bis 4 wiederholen. Beachte dabei, dass Du für den Analogieraum möglicherweise andere Experten eingeladen werden müssen.


Beispiele

Das Kreativ-Meeting hat sich festgefahren. Trotz Kaffeepause, Traubenzucker und inspirierenden Fragen. Mit dem gewöhnlichen Brainstorming Ansatz oder der beliebten 6-Hüte Methode kommt ihr einfach nicht weiter. Was tun?

Vielleicht liegt die Lösung gar nicht soweit entfernt, sondern nur in einer anderen Disziplin, an einem anderen Ort, in einer anderen Zeit, in einer anderen Kultur in einem anderen Thema. Drei Beispiele für die Analogietechnik.

Rückgang der Besucherfrequenz in einer Innenstadtbuchhandlung (Problem)

1. Frage: „Wie können wir den Rückgang der Besucher in unserer innerstädtischen Buchhandlung stoppen?“

Antwort: „Unser Laden liegt zentral in der Stadt.“

2. Frage: „Was liegt ebenfalls zentral in Innenstadtlage?“

Antwort: „Kaffees, Bars und Restaurants.“

3. Frage: „Was wird dort den Besuchern angeboten?“

Antwort: „Ein Sitzplatz, Speisen, Getränke und etwas zu Lesen.“

4. Frage: „Wie können wir die Lösung übertragen?“

Antwort: „Wir richten eine Kaffeeecke mit Leseproben unserer Bücher ein.“

Verkürzung der Wartezeit für Gäste eines Schnellrestaurants (Ziel)

1. Frage: „Wie können wir die Wartezeit  in der Schlange für unsere Schnellrestaurantgäste verkürzen?“

Antwort: „Unsere Gäste bestellen, bezahlen und warten dann auf die Zusammenstellung.“

2. Frage: „Wo warten ebenfalls viele Besucher bzw. Kunden auf die Erbringung einer Dienstleistung?“

Antwort: „An Hauptbahnhöfen und auf Ämtern.“

3. Frage: „Wie wird dort mit wartenden Personen verfahren?“

Antwort: „Sie erhalten eine Nummer auf einem Zettel. Diese wird nach eine bestimmten Zeit aufgerufen.“

4. Frage: „Wie können wir die Lösung übertragen?“

Antwort: „Nach Bestellung und Bezahlung vergeben wir ebenfalls Nummern. Die Gäste können im Restaurant umherwandern. Sobald ihr Gericht bereitsteht werden ihre Nummern ausgerufen.“

Analogietechnik im Consulting Alltag

Mit hoher Wahrscheinlichkeit nutzt Du Analogietechnik bereits unbewusst in Deinem beruflichen und privaten Alltag. Fragen wie…

  • „Wie haben wir das damals in Projekt XY gemacht?“,
  • „Welchen Aufwand hatten wir beim Kunden 08/15 im Beratungsangebot kalkuliert?“
  • „Was würden die Wettbewerber in unserer Situation tun?“ oder
  • „Welchen Karriereschritt würde mein Vorbild als nächstes gehen?“

belegen den privaten und beruflichen Einsatz des Konzeptes.


Vor- & Nachteile

Pro

  • Die Analogietechnik erlaubt unerwartete und unkonventionelle Vorschläge für eine gegebene Frage zu entwickeln. Speziell in festgefahrenen Problemlösungstreffen sorgt die Methode für einen Ideennachschub.
  • Die Methode ist leicht verständlich, einfach durchführbar und speziell für analytisch denkende Menschen schnell zugänglich.
  • Das Konzept ist vielseitig und flexibel, da es zahlreiche Möglichkeiten zur Analogiebildung gibt.

Contra

  • Gerade Methoden-Neulingen fällt es oft nicht immer einfach, sich auf die Analogietechnik einzulassen, insbesondere wenn die gewählte Analogie wenig mit dem Ursprungsraum gemein hat.
  • Der Erfolg der Technik steht und fällt mit der Wahl einer passenden Analogie und der Kreativität der Teilnehmer. Ungeeignete bzw. überflüssigen Analogien resultieren in schlechten Ideen für das Ursprungsproblem.
  • Die Wahl einer Analogie sowie der Rücktransfer eines Lösungsansatzes auf die ursprüngliche Frage bereitet in der Regel mehr Aufwand als das Verbleiben im Ursprungsraum.

Praxistipps

Tipp 1 – Technik als kreative Erweiterung nutzen

Setze die Analogietechnik als eine Ergänzung für bekannte Kreativitätsmethoden wie Brainstorming6-3-5 MethodeScamper oder 6-Hüte Methode ein.

Erweitere diese Methoden um einen Analogieteil, immer dann, wenn die Sitzung mit der herkömmlichen Methode ins Stocken gerät und ein Inspirationsschub notwendig wird.

Tipp 2 – Analogietechnik mit einer Frage durchführen

Eine einfache Form zur Anwendung der Analogietechnik besteht im Formulieren von zwei Fragen:

  1. „Wer ist wie wir?
  2. „Wie würde er/sie unser Problem lösen?

Noch einfacher als das spielerische Gedankenexperiment ist die Mister X Technik, gelegentlich auch Superhelden-Methode genannt. Diese besteht aus einer einzigen Frage:

  • „Was würde Mr. X an unserer Stelle tun?“
  • „Wie würde Iron Man das Ziel erreichen?“
  • „Wie würde der Bundeskanzler das Problem lösen?“
  • „Womit würde Winnetou die Herausforderung knacken?“

Mister X könnte dabei ein erfolgreiches Unternehmen, eine geachtete Führungspersönlichkeit, ein populärer Firmenlenker, ein furchtloser Held oder eine beliebte Fantasiefigur sein. Die Wahl des Akteurs setzt thematische Impulse. So steht Steve Jobs für visionäre Technologie, Greta Thunberg für Nachhaltigkeit oder Karl Lagerfeld für ausgefallene Ästhetik.

Alternativ orientierst Du Dich mit an anderen Marktteilnehmern:

  • „Wo wurde unser Problem bereits gelöst?“
  • „In welchem anderen Bereich?“
  • „In welcher anderen Branche?“

Die andere Disziplin kann dabei nah oder fern vom Ursprungsraum sein.

Tipp 3 – Bewusst im Analogieraum verharren

Eine Herausforderung der Analogietechnik ist das Verbleiben im Analogieraum. Schnell passiert es, dass die Teilnehmer während der Ideenentwicklung zurück auf das ursprüngliche Problem kommen.

Entwicklung heißt nicht Transfer. Zu schnelles Wechseln in den Ursprungsraum unterbindet kreative Einfälle. Trenne rigoros zwischen den beiden Schritten.

Tipp 4 – Extremform Bisoziation anwenden

Für noch mehr Kreativität wendest Du das Prinzip der Bisoziation an. Der Begriff  ‚Bisoziation‘ leitet sich von ‚bi‘ und ‚association‘ also „zwei unterschiedliche Dinge miteinander verknüpfen“ ab. Im Kern geht es darum als Analogie solche Dinge zu wählen, die überhaupt nichts mit dem Ursprungsproblem bzw. -ziel zu tun haben. Ein paar Beispiele:

  • „Welches Ziel haben die fünf berühmten Maler mit ihren bekannten Gemälden erreicht?“
  • „Was für ein Problem lösen die in den drei Video Clips gezeigten Tiere mit ihrem Verhalten?“
  • „Welchen Bedarf kommen die sechs Bekleidungsstücke für die Business Garderobe nach?“

Ein weiterer Spezialfall der Analogietechnik ist die Bionik, manchmal auch Biomimikry genannt. Dabei sucht Du in der Natur und ihren Formen, Abläufen, Mustern, Eigenschaften und Verhaltensweisen nach Analogien. Hintergedanke ist, dass auch die Natur vor ganz konkreten Herausforderungen steht und diese über Jahrmillionen durch evolutionäre Prozesse gelöst hat.

So soll sich der Mensch das Schwimmen vom Frosch oder das Fliegen von den Vögeln abgeschaut haben. Ein Produktbeispiel ist der haischuppenartiger Aufbau der Oberfläche von Schwimmanzügen der Hochleistungssportler.

Tipp 5 – Klein starten und Sog erzeugen

Hierarchische Firmenkultur. Rigide Vorgesetzte. Null-Fehler-Richtlinien. Manchmal ist es gar nicht so einfach, neue Ideen unter den vorhandenen Rahmenbedingungen zu entwickeln.

Starte einfach im Kleinen mit Deinem Team. Erarbeitet Ideen für einfache naheliegende Probleme. Mit der Zeit entsteht eine Sogwirkung, die auf Dein Umfeld abstrahlt.

Lesetipp

Dominik Imseng hat in sein Buch Der einarmige Judo-Champion* 50 Kreativtechniken gepackt, darunter auch die Analogietechnik. Dabei erklärt der Schweizer nicht nur trocken, sondern ummantelt jeden Ansatz mit einer merkenswerten Story.


Ursprung

Der Ursprung der Methode ist mir nicht bekannt. Gerne Deine Hinweise per E-Mail an mich.


Bonusmaterial

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