Ach, das Schreiben von Bewerbungen. Irgendwie lästig, aber wie sonst gelangst Du an eine Anstellung bei einer renommierten Unternehmensberatung? Laut dem Karriere- und Jobportal StepStone wechselt der deutsche Arbeitnehmer durchschnittlich jede 4 Jahre den Job. Das Bewerbungsschreiben ist damit ein berufsbegleitendes Dauerthema, nicht nur für Unternehmensberater. Ende Januar sprach ich mit Till Tauber, Geschäftsführer von TT Bewerbungsservice. Herr Tauber hilft aufstrebenden Arbeitnehmern beim Verfassen von professionellen Bewerbungsunterlagen. Zudem unterstützt er Unternehmen bei der Entwicklung attraktiver Stellenbeschreibungen. Für Consulting-Life.de berichtet Till Tauber worauf Personaler in Anschreiben achten. Zudem hat der Bewerbungsprofi drei Sofortmaßnahmen für Deinen Lebenslauf mitgebracht.

Consulting-Life.de: Herr Tauber, zunächst zum Grundsätzlichen – ist das Erstellenlassen von Bewerbungsunterlagen überhaupt legal?

Till TauberTill Tauber: Natürlich ist es legal, sich die eigenen Bewerbungsunterlagen von einer dritten Person erstellen zu lassen. Solange Sie zu keinem Punkt eine offizielle Erklärung abgeben müssen, dass die eingereichten Unterlagen ohne fremde Hilfe zustande gekommen sind, ist dies in Ordnung. Einen solchen Punkt, wie man ihn in etwa von der Steuererklärung her kennt, gibt es meiner Kenntnis nach im Kontext der Bewerbung nicht.

Ich vermute, dass Sie darauf hinauswollen, dass man einen potenziellen Arbeitgeber täuscht, wenn man die eigene Bewerbung schreiben lässt. Ich sehe das nicht so, denn viele meiner Kunden verfügen über sehr gute Fähigkeiten und Kenntnisse und haben schlichtweg nicht die Zeit, um eine Bewerbung zu schreiben oder ihnen liegt das Schreiben einfach nicht. Ab und an bekomme ich sogar sehr gute Unterlagen zur Optimierung zugeschickt, die keiner Änderung bedürfen.

Vor ein paar Jahren hatte ich auch ein Interview mit der Personalleiterin einer Lufthansa-Tochtergesellschaft geführt, die der Meinung war, dass die Beauftragung eines Bewerbungsservices aus ihrer Sicht nichts Verwerfliches sei – denn es würde nur zeigen, dass dem Bewerber die Stelle und der Arbeitgeber wirklich wichtig wäre.

Zudem schreibe ich nicht selten auch Bewerbungen für Personaler oder erstelle Arbeitszeugnisvorlagen für leitende Angestellte, die selbst regelmäßig mit der Rekrutierung und Beurteilung von Personal betraut sind. Und es im Bereich Human Resources üblich, dass die Personalabteilungen oder Vorgesetzten seitens des Angestellten Entwürfe für deren Arbeitszeugnisse erwarten, die dann nicht selten 1:1 übernommen werden. Würde man dies sehr streng sehen, wäre damit ebenfalls der Tatbestand eines Täuschungsversuchs erfüllt. Auf die Tatsache, dass bekannte Reden von Politikern nur selten aus deren eigener Feder stammen, muss man nicht mehr verweisen.

Besteht hierbei nicht das Risiko, sich im anschließenden Jobinterview zu blamieren? Immerhin war meine schriftliche Bewerbung die Leistung eines Dritten.

Das kommt darauf an, wie sehr man sich mit den erstellten Bewerbungsunterlagen auseinandersetzt. Mir liegen seitens meiner Kunden bisher keine Rückmeldungen vor, dass es zu einer solchen Blamage gekommen wäre. Meine Aufgabe ist es ja schließlich, die Stärken eines Bewerbers herauszuarbeiten und diese mit einer passenden Bewerbung zu untermauern. So verwende ich immer eine Sprache, die zu der jeweiligen Bewerbungssituation und natürlich zu der Person passt.

Ebenso kann man sich mit einer zu perfekten Bewerbung ins Abseits bringen: Stellen Sie sich vor, Sie würden sich in feinster Consultingsprache auf eine Stelle als Hausmeister oder Mechaniker bewerben. Oder Sie bewerben sich im öffentlichen Dienst mit Bewerbungsunterlagen, die für eine Stelle bei einem jungen StartUp in Berlin konzeptioniert sind. Das passt einfach nicht.

Ziel eines jeden Ghostwritings ist es, Glaubwürdigkeit zu vermitteln und ein abgerundetes Bild zu erzeugen. Wichtig ist aber natürlich, dass man die eigene Bewerbung in- und auswendig kennt. Ganz gleich, ob man diese selbst verfasst oder hat erstellen lassen: Die Beauftragung eines Bewerbungsservices ist auch immer mit einer großen Chance verbunden. Man profitiert von einer externen Perspektive und sieht, wie einwandfreie Bewerbungsunterlagen aussehen können. Es handelt sich also auch um eine indirekte Form der Beratung anhand eines konkreten Beispiels. Am meisten freue ich mich, wenn meine Kunden mit den von mir erstellten Unterlagen lange arbeiten können und das dahinterstehende Prinzip verinnerlicht haben.

Ohne Namen zu nennen oder all zu tief ins Detail gehen zu wollen: Für welche Bewerbung waren Sie als letztes Ghostwriter?

Zuletzt war es eine englischsprachige Bewerbung für einen Ingenieur. Da ich selbst einen technischen Hintergrund habe, wenden sich viele Ingenieure und Bewerber aus technischen Berufen an mich. Auch Bewerber, die ins Consulting möchten, zählen regelmäßig zu meinen Kunden. Hierbei sind es vor allem die Inhalte aus dem MBA-Studium und die Praxiserfahrung im Beruf, auf die ich im Schreibprozess zurückgreifen kann. Ansonsten schreibe ich Bewerbungen für die verschiedensten Berufsfelder und Positionen.

Alle Bewerbungen haben ihren Reiz, und als Ghostwriter hat man so die Möglichkeit, den eigenen Horizont im Hinblick auf eine Vielzahl an Branchen zu erweitern – ohne, dass man dort angestellt oder tätig sein muss. Das ist für mich ein Luxus, den ich an meinem Beruf sehr zu schätzen weiß.

Wie kam es dazu, dass Sie sich nach dem Studium entschieden für Jobsuchende einen Bewerbungsservice zu starten?

Direkt nach dem Studium stimmt so nicht. Ich hatte zunächst Elektrotechnik studiert, um anschließend im Bereich der Luftfahrt tätig zu sein. Dort kam ich erstmals als stellvertretender Dezernatsleiter mit diversen Vorgängen aus dem Bereich des Personalwesens in Kontakt und habe entsprechende Dokumente selbst verfasst. Ohnehin ging es in meinem damaligen Beruf darum, komplexe Informationen auf den Punkt zu bringen. Teilweise galt es ebenfalls, ungünstige Sachverhalte möglichst neutral zu vermitteln. Dank unzähliger Schriftstücke für die unterschiedlichsten Ebenen, die ich verfassen musste, wuchs meine Freude am Schreiben kontinuierlich.

Nach einem Wechsel in die Telekommunikationsbranche absolvierte ich parallel ein MBA-Studium. Dabei konnte ich mir viel BWL-Wissen aneignen und brannte darauf, dieses konkret in der Praxis zu erproben. Nach einer kleineren Analyse (Porter’s Five Forces und dergleichen) entschied ich mich für den Bereich der Bewerbungsservices – zumal mir das Schreiben von eigenen Bewerbungsunterlagen immer sehr zusagte. Teilweise habe ich auch Bewerbungen für zu hoch angesetzte Positionen geschrieben, nur um zu testen, ob ich damit eine Einladung zu einem Jobinterview erhalten würde: Die positiven Rückmeldungen motivierten mich sehr. Außerdem habe ich über viele Jahre hinweg für Freunde und Bekannte Unterlagen in englischer wie deutscher Sprache verfasst, die fast immer zu einer Einladung führten und seitens der Personaler gelobt wurden.

In Zeiten von Online-Tools und Musteranschreiben wie Lebenslauf.com oder Bewerbung.co – brauche ich als Jobsuchender da überhaupt noch menschliche Unterstützung?

Da sprechen Sie ein sehr interessantes Thema ein. Es gibt viele kostenlose Online-Tools, mit denen man Bewerbungsanschreiben oder Lebensläufe erstellen kann. Nur wenige Daten müssen eingegeben werden und wenige Klicks später sind die Dokumente fertig. Denkt man dies konsequent weiter, ist der Mensch nur für die Technik dar, nicht umgekehrt. „Dass Technik etwas besser kann als Menschen, ist sozusagen ihr Daseinsgrund“, um es mit Armin Grunvald zu sagen. Ein Rechner erstellt die Bewerbungsunterlagen, ein anderer prüft diese mit einem entsprechenden Algorithmus. Ein paar Jahre später könnten dann auch zwei Sprachcomputer das Telefoninterview miteinander führen. Dann stellt sich irgendwann auch die Frage, ob die eigentliche Arbeit, um die es geht, nicht sowieso durch einen Computer oder Roboter durchgeführt werden kann. Das geht schon sehr stark ins Philosophische.

Bleiben wir also beim Thema Bewerbung. Meiner Erfahrung nach sind die Bewerbungsdokumente, die man mit solchen Tools erstellen kann, wenig aussagekräftig und überaus eintönig. Ein Musteranschreiben kann niemals die Qualität eines individuell erstellten Schreibens erreichen – und schließlich lesen nach wie vor auch noch Menschen das Dokument. Im Lebenslauf ist konsequent zwischen relevanten und irrelevanten Informationen zu trennen und es sind nur solche aufzuführen, die für den Personaler eine Bedeutung haben könnten. Füttert man ein Programm lediglich mit Daten, ist das nichts Besonderes. Das Schreiben von Bewerbungen setzt eben auch das Sichten und Bewerten von Informationen voraus. Alles muss man aus der externen Perspektive eines Personalers betrachten – mit Empathie und Branchenkenntnissen.

Haben Sie für die Leser von Consulting-Life.de drei Soforttipps für einen sichtbar besseren Lebenslauf?

Aber gerne.

1. Halten Sie Ihren Lebenslauf bzw. Ihren CV so kurz wie nur möglich – auch, wenn Sie über umfangreiche Berufserfahrung verfügen. Mehr als zwei Seiten sollten es in der Regel nie sein. Nur manchmal kann man auch drei Seiten verwenden. ITler können beispielsweise Projektinfos in eine gesonderte Projektliste, die als ‚Dritte Seite‘ fungiert, auslagern.

2. Unwichtige Informationen (z.B. zur Grundschule oder zu früheren Vereinszugehörigkeiten und dergleichen) stellen ‚Ballast‘ dar und gehören damit nicht in einen CV.

3. Priorisieren Sie jene Stationen im Lebenslauf, die am meisten Relevanz für die angestrebte Stelle haben. Ansonsten gilt auch hier das antichronologische Prinzip: Die aktuelle Stelle wird umfangreicher mit Stichpunkten hinterlegt als länger zurückliegende Positionen. Bitte keine Details zu Aufgaben aus den 1990er Jahren.

Wechseln wir die Perspektive: Worauf achtet ein Human Resources Verantwortlicher besonders bei einem Anschreiben?

Dies ist von Personaler zu Personaler verschieden und natürlich von persönlichen Präferenzen und der Unternehmenskultur abhängig. Im Normalfall wird ein Personaler zunächst prüfen, ob das Bewerbungsanschreiben formal korrekt ist. Wurde das Schreiben an die richtige Stelle gerichtet? Stimmt die Anrede? Wurde die Referenznummer benannt und hält man sich an Formalvorgaben wie die Angabe des Gehaltswunsches? Gerade das Anschreiben darf vom Umfang her nicht ausufern. Hier gilt ein Limit von einer Seite. Dreiseitige Anschreiben landen im Papierkorb.

Wenn die Formalitäten stimmen, wird sich der Recruiter dem Inhalt widmen und prüfen, ob das Anschreiben individuell verfasst wurde, oder ob es auf den bekannten Floskeln der weit verbreiteten Bewerbungsmuster aufbaut. Ansonsten zählen die Faktoren Passgenauigkeit und Glaubwürdigkeit. Unglaubwürdige Aussagen sind zu vermeiden, ebenso leere Worthülsen ohne klaren Mehrwert. Geben Sie dem Personaler das, was er lesen möchte und kein simples „ich bin teamfähig, flexibel und hochmotiviert“. Mögliche Probleme sollten im Anschreiben nicht im Detail thematisiert werden: Es geht um das, was man kann und noch vorhat, nicht um Schwierigkeiten aus den frühen Ausbildungs- und Berufsjahren. Stellen Sie eine Verbindung Ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten, vielleicht auch Ihrer Interessen, zu der angestrebten Aufgabe und dem Unternehmen heraus.

Bei der Bundeswehr gibt es eine Redewendung, die dann genutzt wird, wenn ein Soldat einen Sachverhalt nicht auf den Punkt bringt: ‚Keine Gefechtsfeldlyrik!‘. Analog könnte man für das Anschreiben einer Bewerbung sagen: ‚Keine Businesslyrik!‘. Ein gelungenes Anschreiben ist stets durch klare Aussagen geprägt, die glaubhaft wirken und am besten durch konkrete Beispiele gestützt werden.

Bleiben wir bei den Recruitern. Sie sichten sicherlich auch regelmäßig Stellenbeschreibungen. Was unterscheidet hier gute von schlechten Fassungen?

Schön, dass Sie danach fragen! Manche Stellenausschreibungen sind von einer derart miserablen Qualität, dass man gut überlegen sollte, ob sich eine Bewerbung tatsächlich lohnt. In einem konkreten Fall lag mir eine Stellenanzeige vor, die vor Rechtschreib- und Grammatikfehler nur so strotzte. Hier stellte ich mir die Frage, ob der zuständige Personaler überhaupt eine gute und fehlerfreie Bewerbung erkennen kann. Was passiert, wenn ich die Adjektive jetzt nicht groß schreibe und er es als fehlerhaft ansieht – oder spielt das schon keine Rolle mehr?

Eine gute Stellenausschreibung hat viele Gemeinsamkeiten mit einer gelungenen Bewerbung: Sie bringt viele Informationen auf den Punkt und arbeitet ein konkretes Profil heraus. Für das Employer Branding sind abgerundete und inhaltlich dichte Stellenausschreibungen natürlich wichtig. Wen will ich ansprechen? Welche Arbeitsatmosphäre herrscht vor und was zeichnet die Unternehmenskultur wirklich aus?

Werden im öffentlichen Dienst beispielsweise ausgezeichnete Karrieremöglichkeiten in einem Bereich wie der Sachbearbeitung eines kleinen Amtes gepriesen, wirkt dies schon fast albern. Auch locken viele Arbeitgeber in Ausschreibungen mit „tollen Weiterbildungsmöglichkeiten“, die sich am Ende als Online-Klicktests entpuppen oder mit „der entspannten Arbeitsatmosphäre eines dynamischen StartUps“. Ich kann das nicht mehr lesen, denn in vielen Fällen steckt da die Gabe eines Obstkorbs, aber leider keine adäquate Bezahlung der oft hochspezialisierten Arbeitnehmer dahinter. Das Verstecken hinter Phrasen geschieht allzu leicht – auf beiden Seiten.

Was war die kurioseste Bewerbung, die Sie je verfasst haben? Gerne wieder anonym.

Da ist schon das ein oder andere auf meinem Schreibtisch gewesen, mitunter zu sehr interessanten Berufsfeldern und überaus speziellen Stellen. Kurios und auch traurig ist es, wenn Abschlüsse und Zeugnisse offensichtlich gefälscht worden sind – also dann, wenn die gleichen Rechtschreibfehler durchgängig in den Dokumenten vorkommen und die Unterschriften diverser ‚Professoren‘ alle gleich aussehen.

In einem konkreten Fall gab es sogar den Abschluss der mir übermittelten und gefälschten Urkunde überhaupt nicht. Und das hanebüchene Thema der Diplomarbeit war so abwegig gewählt worden, dass es schon vorher hätte auffallen müssen. Gleichzeitig wurde seitens des Interessenten darauf verwiesen, dass er von mir höchste Qualität erwarte. Solche Aufträge lehnt man natürlich dankend ab und muss den Sachverhalt den offiziell zuständigen Stellen übergeben.

Letzte Frage (mit Augenzwinkern): Wann haben Sie das letzte Mal Ihren eigenen Lebenslauf aktualisiert?

Das ist tatsächlich noch gar nicht so lange her! Meinen eigenen Lebenslauf hatte ich im Jahr 2017 noch einmal gründlich aktualisiert. Ich brauchte den CV für ein universitäres und berufsbegleitendes Projekt im Bereich der Technikgeschichte. Für mich war es natürlich auch eine Herausforderung, alle wichtigen Informationen auf zwei Seiten zusammenzufassen. Am Ende hat es aber doch geklappt.

Herzlichen Dank für das Interview.

Das Gespräch führte Dr. Christopher Schulz am 30. Januar 2018

Till Tauber
Dipl.-Ing. Till Tauber MBA ist ein freiberuflicher Ghostwriter, der sich mit dem TT Bewerbungsservice auf das Verfassen von Bewerbungsunterlagen spezialisiert hat. Beim Schreiben von Bewerbungen kann er auf einen Erfahrungsschatz aus mehr als 2.500 Aufträgen zurückgreifen und zu seinem Angebot gehören ebenfalls Dokumente in englischer Sprache für internationale Bewerbungen.



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