Als ProjektleiterManager oder Kreativarbeiter bzw. deren Berater bist Du mit folgenden Fragen konfrontiert:

  • Wie sollen wir nach dem Kreativ-Meeting mit der großen Sammlung von Ideen verfahren?
  • Mit Blick auf die unsortierte Menge von Lösungsmöglichkeiten: Was ist der vielversprechendste Vorschlag?
  • Nach welchem Vorgehen lässt sich ein Pool von Maßnahmen in handhabbare Klassen einteilen und vorselektieren?

Unterstützung findest Du in der Ideenbewertung und dem Hilfsmittel der Beurteilungsmatrix.


Ergebnis: beste Ideen einer Ideensammlung sind identifiziert, abgestimmt und ausgewählt

Teilnehmer: mind. 1 (besser: im Team)

Dauer: 10 – 30 Minuten (je nach Anzahl von Ideen und Teilnehmer)

Utensilien: Whiteboard/Flipchart/Metplan-Wand, Klebekarten, Stifte & Klebepunkte

Zweck

Mit der Ideenbewertung sichtest und priorisierst Du die aus…

resultierenden Vorschläge. Zunächst kategorisierst Deine Kollegen und Du die Ideen nacheinander entlang definierter Kriterien. Es folgen die gemeinsame Beurteilung und schließlich die demokratische Abstimmung über die besten Ideen.

Die Ideenbewertung unterstützt das konvergierende Denken. Durch das systematische und konsequente Eliminieren von doppelten und potenzialschwachen Einfällen entsteht Ordnung. In der Nachverfolgung und Aufgabenplanung konzentriert ihr Euch somit nur auf die vielversprechendsten Vorschläge.

Synonyme für die Ideenbewertung sind Ideenevaluierung, Dot-Voting oder Dotmocracy.


Aufbau

Eine Menge von Ideen, Vorschlägen, Lösungen oder Maßnahmen strukturierst Du mit drei Instrumenten der Ideenbewertung: Kategorisierung, Beurteilung und dem Scoring.


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Werkzeug 1: Semantische Kategorisierung

Ideen werden unter einem bestimmten Oberbegriff zusammengefasst, also zu Gruppen geclustert. Beispielsweise bündelst Du zur Frage „Wie können wir die Bekanntheit unserer Beratung für das Thema Digitalisierung steigern?“ die Ideen in den drei Oberbegriffen 1. Bestandskunden, 2. Neukunden und 3. Potenzielle Mitarbeiter. Der Oberbegriff bildet die semantische Klammer zwischen den einzelnen Ideen.

Mittels Kategorisierung lassen sich teilweise oder gar vollständig überlappende Einfälle unmittelbar identifizieren. Zudem könnt Ihr sehr früh erste Ideenschwerpunkte setzen, die später nacheinander durchdiskutiert werden. Schließlich lassen sich die Kategorien nach der Bewertung direkt in Aufgabenpakete überführen.

In der Praxis haben sich 3 bis 7 Oberbegriffe bewährt. Falls möglich, sollten die den Oberbegriffen zugeordneten Mengen in etwa gleichgroß ausfallen. Daher: kein Oberbegriff, der nur eine Ideenkarte enthält bzw. eine Kategorie, die fast alle Vorschläge auf sich vereint.

Werkzeug 2: Analytische Beurteilung

Die Ideen beurteilt ihr anhand von zwei zuvor abgestimmten diskreten Kriterien, die zusammen ein zwei-dimensionales Bewertungsraster (auch Bewertungsmatrix bzw. Ease-and-Effect Matrix) aufspannen. Das Ergebnis ist nachvollziehbar. Auch geht der Beurteilungsprozess effizient vonstatten.

Als praxistauglich haben sich die Dimensionspaare

  • Wirksamkeit (engl. Effect) und Machbarkeit (engl. Feasibility),
  • Attraktivität (engl. Attractivity) und Erreichbarkeit (engl. Achievability),
  • Effektivität (engl. Effectiveness) und Einfachheit (engl. Ease),
  • Originalität (engl. Originality) und Praxistauglichkeit (engl. Practicality) sowie
  • Schwierigkeit (eng. Difficulty) und Einfluss (engl. Impact) erwiesen.

Für die Wirksamkeit stellt Ihr Euch die Fragen:

  • Wie gut trägt die Idee zur Beantwortung der Frage bei?
  • Zu welchem Grad löst die Idee das vorgegebene Problem?
  • Was ist der Nutzen der Idee für die Organisation, den Bereich oder das Team?
  • Wie attraktiv ist die Idee kurz, mittel bzw. langfristig?
  • Wie schneidet die Idee im Benchmark zum Markt ab?

Anschließend bewertet Ihr den Vorschlag mit ‚1‘ für überhaupt nicht bis ‚5‘ für vollständig.

Bei der Machbarkeit fragt Ihr hingegen:

  • Mit wie viel Aufwand lässt sich die Lösung realisieren?
  • Wie schnell lässt sich die Idee umsetzen?
  • Wie riskant ist die Realisierung des Vorschlags?
  • Wie realistisch lässt sich die Idee durchführen?
  • Welche Fähigkeiten werden für die Ideen benötigt?

Erneut nutzt Ihr eine Skala zwischen ‚1‘ und ‚5‘.

Ideenbewertung
Analytische Ideenbewertung auf Basis einer Bull’s-Eye Vorlage

Alternativ zur zweidimensionalen Betrachtung betrachtest Du die Vorschläge bzgl. eines einzelnen Kriteriums, beispielsweise mit der Bull’s-Eye Vorlage. Statt Ideen mit ’sehr wichtig‘, ‚wichtig‘ oder ‚weniger wichtig‘ zu priorisieren, kannst Du die zeitlichen Dringlichkeitsdimensionen ‚heute‘, ‚morgen‘ und ‚übermorgen‘ nutzen.

Alternativ schiebst Du die Ideen durch einen dreistufigen Trichter. Jede Trichterstufe steht für ein Kriterium, an dem sich die Vorschläge messen müssen. An der Trichteröffnung purzeln die Ideen heraus, die es durch alle Stufen geschafft haben.

Eine analytische Beurteilung generiert nicht zwangsläufig einen Gewinnervorschlag. Auch musst Du zuvor festlegen, welche der beiden Dimensionen ein höherer Stellenwert zukommt.

Werkzeug 3: Intuitives Scoring

Eine Ideensammlung lässt sich auch sehr gut durch ein Scoring eingrenzen. Jeder Teilnehmer besitzt die gleiche Anzahl von Klebepunkten, die er intuitiv auf die von ihm präferierten Ideen verteilt. Kumulation von mehreren Punkten auf eine einzige Idee ist erlaubt.

Die Top-5 Ideen mit den meisten Punkten werden weiterverfolgt. Das macht Spaß, verläuft demokratisch und geht blitzschnell von der Hand. Abhängig von der Anzahl der Teilnehmer und verbleibenden Ideen empfiehlt sich 3 bis 7 Klebepunkte pro Person.


Anwendung

Die Ideenbewertung funktioniert am besten im Team im Rahmen eines Workshops. Ausgangsbasis ist eine unstrukturierte Sammlung von Vorschlägen.

1. Ideen kategorisieren

Wendet die Kategorisierung auf die unstrukturierte Ideensammlung an. Entfernt alle doppelten Ideen bzw. fasst überlappende Ideen auf einer neuen Karte zusammen.

2. Ideen beurteilen

Legt die beiden Kriterien fest, nach welchen Ihr die verbleibenden Ideen betrachten wollt. Startet mit der aussichtsreichsten Kategorie und betrachtet jeden Geistesblitz durch die Kriterienbrille. Ideen, die in beiden Kriterien sehr gut abschneiden, lohnt es weiterzuverfolgen. Am Schluss habt ihr eine Longlist von Ideen.

3. Ideen verfeinern

Falls immer noch mehr als 20 Ideen vorliegen, verfeinert ihr weiter. Bezieht dazu zusätzliche Kriterien wie Umsetzungskosten, Stakeholder-Unterstützung, Zeitbedarf, Ressourcenbedarf, Angemessenheit, Passung zur Unternehmenskultur, Innovationsgrad etc. ein. Maßgebend sind vorgegebene Ziele und Randbedingungen.

Reduziert damit die Sammlung auf unter 10 Ideen, der Shortlist. Achte darauf, dass sich das Team nicht auf eine Idee versteift, sondern das mehrere Vorschläge im Rennen bleiben.

4. Ideen auswählen

Mittels Klebepunkte markiert jeder Teilnehmer die für ihn drei wichtigsten Ideen. Das Resultat dieses Scorings sind zwischen 3 und 5 Vorschläge, die weiterverfolgt werden.

5. Maßnahmen beschließen

Die verbleibenden Ideen sind die Perlen. Setzt für diese spezifische Folgeaufgaben auf, definiert Fristen und Verantwortlichkeiten. Die eine Sache ist der Einfall, die viel Wichtigere die Umsetzung. Hilfreich hierfür ist das QHAR Prinzip.

Je nach Anzahl der Ideen, Teilnehmer, Zeitkontingent, Diskussionsthema etc. müsst Ihr nicht alle Bewertungswerkzeuge anwenden. Oft reicht das Kategorisieren und ein anschließendes Punktekleben.


Beispiele

Analytische Ideenbewertung mit Hilfe der Beurteilungsmatrix

Untere Abbildung illustriert eine mögliche Portfoliomatrix für die analytische Beurteilung. Nach der Kreativsitzung wirfst Du die Abbildung per Projektor an die Wand und lässt die Teilnehmer dann die Ideenkarten auf die verschiedenen Felder anordnen.

Die zentrale Visualisierung hilft. Das Verorten der Karten geht schnell, ein Ergebnis ist in wenigen Minuten sichtbar.

  • Tun – Leicht realisierbare Ideen mit einer hohen Wirksamkeit werden sofort in Angriff genommen. Gerne kannst Du für diese Kategorie die typischen Beraterfloskeln ‚Quick Win‘ bzw. ‚Low Hanging Fruit‘ bemühen.
  • Verschieben – Einfälle, die komplizierter zu realisieren sind, jedoch ebenfalls eine hohe Wirksamkeit besitzen, werden auf später vertagt.
  • Limitieren – Rasch umzusetzende Vorschläge mit einem begrenzten Mehrwert werden vereinzelt umgesetzt.
  • Vermeiden – Schwierig umzusetzende Ideen mit einer sehr geringen Wirksamkeit werden ganz sein gelassen.
Ideenbewertung
Beispiel für eine Beurteilungsmatrix von Ideen

Vor- & Nachteile

Pro

  • Die Ideenbewertung bringt Ordnung und Transparenz in einen unstrukturierten Haufen von Antworten auf eine Frage bzw. Lösungen für ein Problem.
  • Eine Bewertung kann sowohl von einer einzelnen Person als auch vom zuvor tätig gewesenen Team vorgenommen werden.
  • In wenigen Minuten erklärt und verstanden, lässt sich mit der Methode im Team pragmatisch nach einem abgestimmten Prinzip ein großer Berg von über 50 Ideen in unter 5 wesentlichen Vertreter zusammenschrumpfen.
  • Das Verfahren des Scorings verläuft demokratisch. Egal welcher Unternehmensbereich und welche Hierarchieebene – jeder besitzt das gleiche Stimmengewicht.

Contra

  • Die Ideenbewertung lässt offen, nach welchen Parametern Kategorien gebildet werden sollten.
  • Auch legt die Methode nicht fest, wie die Bewertungskriterien für eine Frage bzw. ein Problem ausfallen müssen.
  • Je ausgefallener und neuartiger die Ideen sind, desto schwieriger deren Bewertung entlang definierter Kriterien wie Kosten, Zeiteinsatz oder Realisierbarkeit. Nutze Verprobungsmethoden mit denen Du schnell Feedback erhältst, wie Minimum Viable Product oder Design Sprint.

Praxistipps

Tipp 1 – Ideen mittels KJ Methode kategorisieren

Bei der Bildung von Gruppen sowie dem Konsolidieren der Ideen unterstützt Dich die KJ Methode und das enthaltene Affinitätsdiagramm. Auch erlaubt Dir die Technik Verbindungen zwischen den einzelnen Gruppen auszuprägen.

Tipp 2 – Ideen mittels 4-Felder Matrix bewerten

Vereinfache die Beurteilung, indem Du mit den beiden Kriterien eine 4-Felder Prioritäten-Matrix aufspannst und die Ideenkarten auf dieser verortest. Karten links unten in der Matrix sind aufwendig zu realisieren bzw. nur gering wirksam. Hingegen sind Karten rechts oben in der Matrix einfach machbar und besitzen gleichzeitig eine hohe Wirksamkeit.

Alternativ spannst Du eine Achse mit den drei Kategorien sofort realisierbar, mittelfristig realisierbar und unbrauchbar auf.

Tipp 3 – Bewertungskriterien zu Beginn festzurren

Manchmal besteht Uneinigkeit, nach welchen Kriterien die Vorschläge bewertet werden sollen. Jeder findet seine Idee am besten, präferiert in Konsequenz solche Maßstäbe, die den eigenen Einfall in einem guten Licht erstrahlen lassen. Das kostet Zeit und Energie.

Tatsächlich ist die Bewertung von Ideen im strengen Sinn nie objektiv möglich, darauf deutet bereits das Teilwort ‚-wert‘ hin. In einer Situation kann Machbarkeit und Nutzen wichtig sein, in anderen Runden sind wiederum Kosten und Fähigkeit die Favoriten, wieder andere favorisieren Progressivität und Kundenrelevanz.

Notiere zu Beginn der Bewertungsrunde die beiden Hauptkriterien als Vorschlag auf ein Whiteboard bzw. Flipchart. Erst wenn diese von allen akzeptiert werden, geht Ihr an die Arbeit.

Tipp 4 – Vertagte Ideen in Themenspeicher parken

Nur wenige Menschen trennen sich gerne von ihren eigenen Ideen. Eine Bewertung hat jedoch zur Konsequenz, dass einige Einfälle fallengelassen und nicht weiterverfolgt werden. Notiere als kleines Trostpflaster die verworfenen Ideen in einen Themenspeicher. Dieser dient als Parkplatz. Die Ideen sind damit nicht weg, sondern wurden nur runterpriorisiert.

Übrigens spricht ein gut gefüllter Themenspeicher für die Unternehmenskultur. Die Teilnehmer trauen sich ihre Ideen frei zu äußern, auch wenn diese später bei der Bewertung durchs Raster fallen.

Tipp 5 – Nach Originalität und Machbarkeit bewerten

Eine alternative Möglichkeit Ideen zu bewerten ist deren Analyse hinsichtlich Originalität und Machbarkeit. Erneut spannt sich eine 4-Felder Darstellung auf, die sogenannte Now!-Wow?-Wow!-Ciao!-Matrix.

  • WOW! – Ideen, die gut umzusetzen und besonders originell sind
  • NOW! – Ideen, die sehr gut machbar, wenn auch nicht besonders originell sind
  • HOW? – Ideen, die vermutlich nicht so leicht umzusetzen, aber sehr originell sind
  • Ciao! – Ideen, die nicht/kaum machbar und nicht besonders originell sind

Wow!-Ideen sollten sofort umgesetzt werden, sie sind originell und machbar. Trotz ihrer begrenzten Novität sollten Now!-Ideen ebenfalls zeitnah in die Realisierung gehen. Alle How!-Ideen bedürfen zunächst einer weiteren Verfeinerung, in der das ‚Wie‘ ausdetailliert wird. Ciao!-Ideen darfst Du verwerfen.

Lesetipp

Lutz Lungershausen widmet ein ganzes Buch dem Thema Kreativität. Solltest Du in KREATIV! Auf Knopfdruck systematisch Ideen generieren* nicht fündig werden, so lass es mich wissen.


Ursprung

Der Ursprung der Methode ist mir nicht bekannt. Gerne Deine Hinweise per E-Mail an mich.


Bonusmaterial

GroupMap: How? Now? Wow! Matrix (6 min) – Ideenbewertung mit Hilfe eines Tools

Letzte Aktualisierung am 17.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API


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