Als KreativmanagerAnalyst oder Wissenarbeiter bzw. deren Berater bist Du mit folgenden Fragen konfrontiert:

  • Mit welcher Technik lassen sich die zahlreichen Ergebnisse aus einer Kreativsitzung strukturieren und ordnen?
  • Auf welche Weise illustrieren wir die vielschichtigen Zusammenhänge zwischen diversen Aspekten eines vielschichtigen Sachverhalts?
  • Wie können wir eine große Menge an breit und tief gehende Informationen in eine übersichtliche Abbildung überführen?

Unterstützung findest Du im Affinitätsdiagramm und der KJ Methode.


Ergebnis: Elemente und Zusammenhänge für ein vielschichtiges Problem bzw. eine verzweigte Lösung identifiziert

Teilnehmer: mind. 1 (besser im Team)

Dauer: 10 bis 60 Minuten (je nach Zahl Elemente)

Utensilien: Flipchart/Whiteboard/Metaplan-Wand, Kategoriekarten/Klebezettel, Klebeband/Pins & Stifte oder Notebook & Office Software

Zweck

Mit Hilfe der KJ Methode erfasst Du zu einer zentralen Frage – dem Top-Thema – verschiedene Teilaspekte sowie ihre Zusammenhänge. Verwende die Kreativitätstechnik für…

  • die Problemdefinition sowie
  • die Lösungsfindung

also immer dann, sobald Du es mit breit- und tiefgehenden Sachverhalten zu tun hast und diese visuell aufarbeiten, analysieren und diskutieren möchtest. Das in der KJ Methode enthaltene Affinitätsdiagramm dient Dir dabei zur Strukturierung der Ergebnisse.

Die Technik ist darauf angelegt eine Kernfrage in eine Sammlung von hierarchisch angeordneten Elementen zu zerlegen und Gefügezusammenhänge zu veranschaulichen.

Anders als bei dem Issue Tree oder dem Hypothesis Tree steht nicht die Hierarchie, sondern das Portfolio von Aspekten im Vordergrund. Auch benötigst Du zum Start keine definierten Kategorien, wie dies beispielsweise das Ishikawa Diagramm fordert.

Am ehesten vergleichbar ist die Methode mit einer Mind Map. Im Unterschied entsteht das Affinitätsdiagramm auf Basis vorhandener Daten und nicht im Rahmen der Datenerhebung. Auch liegt der Ergebnisschwerpunkt auf Cluster von Elementen, nicht einem verzweigten Beziehungsnetz.

In den Quellen existieren verschiedene Synonyme für die KJ Methode. Oft genannt werden Affinity Diagram, Affinitätsdiagramm, Pinnwandmoderation sowie K-J-Methode (mit Bindestrichen an verschiedenen Stellen). Das Affinitätsdiagramm ist das Herzstück des Ansatzes, deshalb oft dieser alternativer Begriff.


Aufbau


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Affinitätsdiagramm – „In welche Teilthemen lässt sich eine Frage zerlegen?“

Kernelement der KJ Methode ist das Affinitätsdiagramm (auch Affinity Diagram). Affinität steht dabei für Ähnlichkeit, Verwandtschaft bzw. Übereinstimmung. Mit einem Affinititätsdiagramm illustrierst Du einen Problem- bzw. Lösungsbereich.

Dein Affinitätsdiagramm rundest Du mit beschreibenden Meta-Infos wie Autoren, Stand bzw. Datum der letzten Änderung ab. Platziere diese am besten ganz unten in der Darstellung.

KJ Methode
Struktur und Elemente eines Affinitätsdiagramms

Zentrale Frage – „Wofür benötigen wir Ideen?“

Essentiell für Kreativitätstechniken ist die Fragestellung, also das Problem bzw. angestrebte Ziel. Formuliere die Frage offen, neutral und motivierend.

Platziere Sie ganz oben, über das Affinitätsdiagramm. So kann sie jeder zu jederzeit sehen.

Element – „In welche Einzelheiten untergliedern sich die Gruppen?“

Eine Lösungsidee, Teilaspekt, Problemfacette etc. bildet ein Element und wird auf einer Karte festgehalten. Elemente sind atomar, sie zerfallen also nicht in weitere Unterelemente.

Notiere ein Element neutral, in Halbsätzen, in ausreichend großer Schrift sowie mit maximal drei Zeilen.

Gruppe – „Welche Schwerpunkte bestehen?“

Eine Gruppe (auch Cluster oder Kategorie) fasst thematisch verwandte Elemente unter einem prägnanten Begriff zusammen und notierst diese räumlich nah zueinander.

Es existieren verschiedene Möglichkeiten Elemente in Gruppen zu strukturieren:

  • Deduktiv: z.B. Voraussetzung, Schlussfolgerung
  • Induktiv: z.B. Einzelfälle, Schlussfolgerung
  • Chronologisch: z.B. erster, zweiter, dritter
  • Geographisch: z.B. München, Frankfurt am Main, Berlin
  • Organisatorisch: z.B. Finanzen, Einkauf, Vertrieb
  • Prozessual: z.B. Vorbereitung, Umsetzung, Nachbereitung
  • Nach Stellenwert vergleichend: z.B. am wichtigsten, am zweitwichtigsten

Spüre mit offenen Fragen gezielt die Gruppen auf:

  • Welche Elemente passen zusammen?
  • Welche Elemente ähneln sich?
  • Welche Lösungsvorschläge adressieren ähnliche Facetten der zentralen Frage?
  • Welche Elemente gehen in völlig unterschiedliche Richtungen?

Den Gruppenname notierst Du dabei auf einer zusätzlichen Karte. Der Zweck von Gruppen ist die Einführung einer Hierarchie. Bei besonders verzweigten Problem- bzw. Lösungsräumen können Gruppen ebenfalls Untergruppen enthalten. Arbeite zum Start mit einer einzigen Gruppenebene.

Besteht eine Gruppe nur aus einem Element, wird dieses ‚Einsamer Wolf‚ genannt.

Beziehung – „Wie stehen die Elemente zueinander?“

Zwischen Gruppen können Beziehungen (auch Relation oder Zusammenhang) existieren, die Du mittels Pfeilen visualisierst. Typische Beziehungstypen sind ‚beeinflussen‘, ‚abhängen‘, ‚ausschließen‘, ‚unterstützen‘, ’nachfolgen‘ und ‚vorausgehen‘.

Mache es zu Beginn nicht zu kompliziert und nutze ausschließlich die ‚ist abhängig von‘-Beziehung.


Anwendung

Bringst Du die KJ Methode im Team im Rahmen eines Workshops zum Einsatz, dann sollte eine Person die Sitzung moderieren. Der Moderator achtet auf die Einhaltung der Zeit, dem Einbezug aller Teilnehmer und sichert das Ergebnis ab. Im Folgenden der Ablauf in dem Du die Moderatorenrolle ausfüllst.

1. Frage Formulieren

Präzisiert zunächst die Fragestellung. Bei einem Problemraum ist dies die Frage nach der Ursache, bei einem Lösungsraum die Frage nach dem Ziel.

Definiert anschließend die Randbedingungen für die Sitzung, beispielsweise 20 Minuten Arbeitszeit oder eine Mindestanzahl von zu identifizierenden Elementen und Gruppen.

2. Elemente erarbeiten

Mittels Kreativitätstechniken wie Brainstorming entwickelt ihr Aspekte des Problems bzw. Ideen für die Lösung und notiert diese auf Karten bzw. Klebezetteln. Quantität geht vor Qualität. 100 Element sind locker in 30 Minuten Arbeitszeit drinnen. Eine Bewertung erfolgt später.

3. Gruppen bilden

Als Moderator liest Du die Karten nacheinander laut vor und sortiere bereits genannte Inhalte aus. Aspekte, deren Informationsgehalte miteinander in Beziehung stehen, werden einer (neu zu erstellenden) Gruppe zugeordnet. Am Schluss besteht jede Gruppe aus einer Menge von Karten, bildet damit einen Stapel.

Versehe jede Gruppe mit einer Überschrift, die Du auf einer extra Karte mit einer anderen Farbe notierst. Fasse verwandte Gruppen gemeinsam in der Diskussion mit dem Team zu einer zusammen. Wiederholt dies solange, bis maximal 15 Gruppen mit maximal 15 Elementen übrigbleiben. Diese Menge ist noch gut handhabbar.

4. Beziehungen ausprägen

Untersucht die verbleibenden Gruppen bezüglich möglicher Beziehungen. Stellt Zusammenhänge mittels Pfeile graphisch dar. Vertieft und konkretisiert Abhängigkeiten zwischen den Gruppen unter Betrachtung ihrer einzelnen Elemente.

Je nach Themengebiet und Frage ordnet Ihr die Karten neu an, beispielsweise als Prozess, Tabelle oder Organigramm.

5. Nächste Schritte vereinbaren

In der Moderatorenrolle stellst Du die Ergebnisse dem Team am Ende der Sitzung vor. Würdige, was erreicht wurde und zeige auf, welche Punkte noch offen sind. Gib zudem Ausblick auf die nächsten Schritte bzw. vereinbart ToDos auf Basis einer Aufgabenliste.


Beispiele

Gründung einer Unternehmensberatung

Welche Aufgaben müssen für die Gründung einer Unternehmensberatung absolviert werden? Nachfolgendes Affinitätsdiagramm illustriert mehrere Aufgabengruppen sowie sachlogische Abhängigkeiten. Strategische Themen wie Unternehmensvision, Mission, Werte oder Geschäftsmodell sind nicht berücksichtigt.

KJ Methode
Beispiel für ein Affinitätsdiagramm ‚Gründung einer Beratung‘

KJ Methode im Geschäftsleben

Heute kommt die KJ Methode

zum Einsatz.


Vor- & Nachteile

Pro

  • Die KJ Methode strukturiert die Ergebnisse von freien Kreativitätstechniken wie Brainstorming oder 6-3-5 Methode übersichtlich und nachvollziehbar in miteinander in Beziehung stehende Gruppen.
  • Die stille Arbeit an einzelnen Elementen des Affinitätsdiagramms unterstützt introvertierte Teilnehmer sich in die Kreativitätssitzung einzubringen.

Contra

  • Bei weiträumigen Problem- & Lösungsräumen kann das resultierende Affinitätsdiagramm unübersichtlich werden.
  • Die KJ Methode setzt detaillierte Kenntnisse über das Themengebiet seitens der Teilnehmer voraus.
  • Gerade bei neuen Fragen, einem schwierigen Arbeitsklima oder einer heterogenen Teamkonstellation kann das Bilden von Gruppen und das Vernetzen per Beziehungen zu Auseinandersetzungen führen.
  • Wie die Mind Map trägt das Affinitätsdiagramm eine sehr individuelle Handschrift. Personen, die nicht am Erstellungsprozess beteiligt waren, kann es schwer fallen, die Elemente und ihre Zusammenhänge nachzuvollziehen.

Praxistipps

Tipp 1 – Mit weiteren Kreativmethoden verbinden

Das Ergebnis der Methode lässt sich gut für weiterführende Analysen verwenden. Einige Anregungen:

Tipp 2 – Für Visualisierung ausreichend Platz vorsehen

Bei einer KJ Sitzung mit kreativen Teilnehmern kommen schnell 100 bis 200 Karten zusammen. Nutze ein ausreichend großes Whiteboard oder einen Tisch. Gut sind auch zwei Meta-Planwände. Auf Wand 1 sammelt ihr, anschließend transferiert ihr jedes Element zu Wand 2 in eine Gruppe.

Tipp 3 – Moderator als Schiedsrichter ernennen

Dem Moderator kommt in der KJ Methode eine Schlüsselrolle zu. Er entscheidet, ob bei einem strittigen Element eine neue Gruppe mit einem ‚Einsamen Wolf‘ erzeugt wird, das Element einer bestehenden Gruppe zugeordnet wird oder der Punkt nicht weiter betrachtet wird. Ernenne hier eine persönlich gefestigte Person.

Tipp 4 – Elemente interaktiv reihum aufnehmen

Statt eine Person alle ihre Elemente auf einmal vorstellen und einordnen zu lassen, bittest Du eine Ideen anzuheften und dann von allen Teilnehmern mit ihren Ideen zu ergänzen. Erst dann geht es weiter zur nächsten Person.

Durch dieses interaktive Clustering sind stets alle Teilnehmer einbezogen. Das Affinitätsdiagramm entsteht dynamisch und arbeitsteilig, ein Wir-Gefühl bildet sich heraus.

Lesetipp

Ein Urgestein der Kreativitätsforscher war Helmut Schlicksupp. In seinem Buch Ideenfindung* findest Du neben der KJ Methode weitere nützliche Kreativitätstechniken.


Ursprung

Die KJ Methode geht auf den japanischen Anthropologen Jiro Kawakita zurück, der diese 1967 für das Management von Qualität ersann. Die Bezeichnungen ‚Kawakita Methode‘ oder ‚Jiro Ansatz‘ waren dem Japaner offenbar zu sperrig, weshalb er das Konzept nach seinen Anfangsbuchstaben taufte.


Bonusmaterial

MJV Technology & Innovation: Affinity Diagram – Design Thinking Book (1 min) – Zweck und Aufbau eines Affinitätsdiagramms

  • American Society for Quality: Affinity Map Diagram – drei ausführliche Beispiele für ein Affinitätsdiagramm sowie eine Anleitung zur Umsetzung im Rahmen der KJ Methode

Letzte Aktualisierung am 28.03.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API


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