Flashback. Wir schreiben die späten 1990er Jahre. Als angehender Unternehmensberater bewirbst Du Dich klassisch, mit ausgedrucktem Lebenslauf, Anschreiben, Zeugnisse und Referenzen. Andersherum suchen viele Beratungen per Printmedien ihre Nachwuchskräfte.

2017. Der Bewerbungsprozess ist digitalisiert. Consultancies inserieren, Kandidaten suchen online. Doch mit Jobportalen und Business Netzwerken ist das Potential noch lange nicht ausgereizt. Consulting-Life.de hatte die Möglichkeit mit Frau Julia Karlstetter – Mitarbeiterin der Meta-Suchmaschine Joblift – über Bewerbung in digitalen Zeiten zu sprechen.

Consulting-Life.de: Frau Karlstetter – Sie arbeiten in der Joblift GmbH, ein Unternehmen welches mit dem gleichnamigen Produkt Joblift, eine Meta-Suchmaschine für Jobs bereitstellt. Was kann ich mir darunter vorstellen?

Julia KarlstetterJulia Karlstetter: Wir bündeln auf einer Plattform alle Jobs, die es auf dem Markt gibt. Aktuell sind wir in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und im Vereinigten Königreich aktiv, weitere Länder folgen. Die Jobsuchenden ersparen sich somit die lästige Suche und Registrierung auf mehreren Jobbörsen und Karrierewebseiten. Eine Vielzahl an Filtern erlaubt es den Nutzern anschließend, aus der Masse an Angeboten wirklich relevante Jobs zu erhalten, die Suche also zu personalisieren.

Aus meiner Bewerbungszeit kenne ich noch die Stellenanzeige-Portale wie Monster oder Stepstone. Auch kontaktieren mich öfters Headhunter über die Business Netzwerke wie Xing oder LinkedIn. Worin liegt der Unterschied zu Ihrem Webservice?

Monster und Stepstone bieten jeweils eigene Jobs an, die sich teilweise überschneiden, teilweise unterscheiden – abhängig von den Firmen, deren Ausschreibungen sie einbinden. Wir arbeiten hingegen mit direkt mit Monster, Stepstone und über 10.000 weiteren Webseiten zusammen und bündeln deren Angebote, um eine maximale, jobbörsenübergreifende Abdeckung zu erzielen.

Xing und Linkedin fungieren hingegen eher als berufliche Netzwerke bzw. dienen Headhuntern dazu, geeignete Kandidaten aktiv zu suchen und zu kontaktieren. Aber auch sie erlauben es den Jobsuchenden nicht, eine allumfassende Jobübersicht zu erhalten.

Regelmäßig widme ich mich in meinen Blog dem Thema Geschäftsmodelle. Erlauben Sie mir daher die Frage: wie finanziert sich Joblift?

Wir werden von einem renommierten Netzwerk aus Investoren unterstützt und finanzieren uns daneben durch die Zusammenarbeit mit Partnerbörsen und -firmen, deren Jobangebote wir bei uns einbinden.

Durch die automatische Auswertung der Stellenbeschreibungen haben Sie einen guten Überblick über gefragte Consulting Felder. Angenommen ich studiere gerade an einer renommierten Uni: welche Disziplinen sollte ich zwecks besserer Jobaussichten vertiefen?

Laut unserer Analyse zum Stellenmarkt in der Beratungsindustrie haben Sie mit einem wirtschaftswissenschaftlichen Studium die besten Voraussetzungen. Doch auch ein Studium der Informatik beziehungsweise Wirtschaftsinformatik ist stark gefragt.

Was die gefragten Soft Skills angeht, stehen jedoch Kommunikationsstärke und Teamfähigkeit an erster Stelle, sogar noch vor analytischen Fähigkeiten. Es lohnt sich also, neben den mathematisch-wirtschaftlichen Studieninhalten auch seine soziale Kompetenz zu trainieren.

Mit Blick auf den kontinuierlich wachsenden Berg an Stellenanzeigen in Joblift: von welchem weiteren bemerkenswerten Fakten können Sie uns berichten?

Vor allem, dass die Zahl der veröffentlichten Stellen kontinuierlich zunimmt, nicht nur im Consulting Bereich. Zum Vergleich: Der gesamtdeutsche Stellenmarkt ist im 1. Quartal 2017 um 29 Prozent gegenüber demselben Zeitraum des Vorjahres gewachsen, in der Beratungsindustrie waren es sogar 116 Prozent. Jobsuchende profitieren also von einem steigenden Stellenangebot.

Jedoch wird der Arbeitsmarkt auch zunehmend akademisierter. Der Anzahl der Stellenanzeigen, die einen Studienabschluss fordern, hat in den genannten Zeiträumen um 9 Prozent zugenommen.

Rollenwechsel: stellen Sie sich vor ich bin eine Firma und suche exzellente Mitarbeiter. Wie sieht die perfekte Stellenanzeige aus?

In erster Linie: Unternehmen sollten möglichst genau das beschreiben, was sie anbieten beziehungsweise wonach sie suchen. Viele Firmen machen den Fehler, kreative Jobtitel zu wählen, um attraktiver zu wirken. Doch potenzielle Kandidaten suchen nicht nach Positionen als ‚Ninja‘, ‚Hero‘ oder ‚Superstar‘, sondern als ‚Sales Manager‘, ‚Java Entwickler‘ oder ähnliches. Die Anzeigen laufen Gefahr, gar nicht erst von geeigneten Kandidaten gefunden zu werden.

Zum Abschluss etwas Glaskugel-Lesen. Nehmen wir an ich bewerbe mich 2027 für einen Job. Wie gehe ich dabei vor?

Technologietrends wie Machine Learning und künstliche Intelligenz gewinnen auch im Recruiting an Bedeutung. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen sich Algorithmen von Jobbörsen also zunehmend ’selbstlernend‘ optimieren und so Jobsuchenden immer relevantere Ergebnisse aufzeigen.

Zudem automatisiert sich der gesamte Bewerbungsprozess zunehmend – Robot Recruiting, also die maschinelle Vorauswahl geeigneter Kandidaten anhand von Keywords, wird immer gängiger. Kurzum, es ist wahrscheinlich, dass der gesamte Recruitingprozess bequemer für beide Seiten wird. Bewerber erhalten passendere Jobangebote und Recruiter geeignete, vorgefilterte Kandidaten.

Und wie hilft mir das Unternehmen bzw. der Dienst Joblift dabei?

Wir setzen seit Beginn einen klaren Tech-Fokus. Mehr als die Hälfte unseres Teams arbeitet an der technischen Verbesserung unserer Plattform, sowohl an der Optimierung des Algorithmus, als auch an der Entwicklung neuer Funktionen wie beispielsweise der Möglichkeit, sich direkt über unsere Plattform zu bewerben.

Unser Ziel ist es, den bestmöglichen ‚Match‘ zwischen Firma und Bewerber zu erzielen und den Bewerbungsprozess so einfach und bequem wie möglich zu gestalten, sei es durch eine besonders angenehme User Experience oder einen optimierten Algorithmus.

Herzlichen Dank Julia Karlstetter für Ihre Zeit und die spannenden Einsichten.

Das Interview führte Christopher Schulz. 26. Juni 2017.

Julia Karlstetter
Julia Karlstetter ist für PR und Content Marketing bei dem in Hamburg und Berlin ansässigen Startup Joblift zuständig. Die Meta-Suchmaschine bündelt insgesamt mehr als 4.5 Millionen Jobs in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und UK. Vor ihrer Zeit bei Joblift wirkte sie als Projektmanagerin Unternehmensentwicklung bei der Quadriga Media Berlin GmbH.


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