Backstage: Bewerbung im Consulting – die Interviewfragen
Bewerbungsgespräch bei einer Unternehmensberatung. Gerade hast Du auf Deinem Stuhl Platz genommen, da wendet sich der Personalreferent auch schon mit einer ersten Frage an Dich: „Starten wir mit Ihrem Lebenslauf. Was können Sie mir über sich erzählen?“.
Stopp. Jetzt bloß keine Panik. Bis eben verlief alles perfekt. Das Ankommen, die Begrüßung, der Smalltalk. Plötzlich geht es in die Leistungsphase. Dazu traktiert Dich der Personaler mit Fragen zu Deinem Lebenslauf, Deiner Motivation und Deinen Interessen. Bleib cool. Mit welchen Interviewfragen Du im Consulting Vorstellungsgespräch rechnen musst, was die Hintergedanken der Recruiter sind und wie Du gekonnt parierst erfährst Du nachfolgend.
Die magischen Fünf – Fragetypen im Job Interview
Zu Beginn zwei gute Nachrichten:
- Interviewfragen im Bewerbungsgespräch (und insbesondere passende, kluge und durchdachte Antworten) kannst Du vorbereiten.
- Je mehr Job Interviews Du bestreitest, desto fitter wirst Du im Themenblock Interviewfragen.
Punkt 2 kann ich Dir nicht abnehmen, bei Punkt 1 hilft Dir dieser Beitrag. Dazu nachfolgend die fünf Typen von Fragen, die Dir ein Personalreferent bzw. Berater im Einstellungsprozess mit hoher Sicherheit stellt. Insbesondere im Telefoninterview und persönlichen Vorstellungsgespräch gehören Bewerberfragen zum Standard. Aber auch bei Karrieremessen oder in Consulting Events kommt es vor, dass ein Personaler oder Berater Dich mit Fragen konfrontiert.
In meinen Interviews mit Consultant Kandidaten stelle ich zu Beginn und während des Termins gerne Fragen. Diese sammle ich vor dem Gespräch beim Scannen der Bewerbungsunterlagen. Auch nutze ich Standardfragen, die ich jedem Bewerber stelle. Der Vorteil: Standardfragen erlauben mir die Antworten der Jobaspiranten zu vergleichen. Bereits an den Reaktionen lässt sich ablesen, wie gut eine Person für den Termin, die offene Stelle und das Unternehmen vorbereitet ist.
Fragetyp #1: Lebenslauffragen – Was haben Sie bisher gemacht?
Ein Dauerbrenner im Bewerbungsgespräch sind natürlich die Lebenslauffragen. Die Mutter aller Fragen:
„Wie würden Sie ihren professionellen Werdegang in wenigen Minuten zusammenfassen?“
Rechne im Job Interview mit mindestens zwei Lebenslauffragen. Mit diesen testet der Personalreferent, ob Du in der Lage bist Deine Karriere in 2 bis 3 Minuten übersichtlich zu strukturieren und spannend zu präsentieren. Zudem möchte er wissen, inwieweit Du Dich auf das Wesentliche fokussieren und einen Zusammenhang mit der angestrebten Stelle herstellen kannst.
Gehe beim Streifzug durch Deinen Lebenslauf chronologisch vor. Beschreibe für alle entscheidenden Stationen Deine Ergebnisse, den Nutzen für die Akteure sowie Deine positiven Erfahrungen. Mache auch deutlich, dass Du Dich bewusst für den Job bzw. Ausbildung entschieden hast und dabei stets ein übergeordnetes Ziel bzw. einen Leitgedanken verfolgt hast. Sowieso gilt: Betone, weshalb Du eine Tätigkeit aufgegriffen hast, nicht weshalb Du Dich gegen eine Option entschieden hast.
Möglicherweise wartet der Personaler mit detaillierteren Lebenslauffragen auf. Beliebt sind:
- „Welche Erfahrungen haben Sie während Ihres Auslandspraktikums gemacht?“
- „Weshalb haben Sie sich gerade für diese Universität entschieden?“
- „Warum haben im Bachelorstudium in BWL die Note 3?“
- „Worin sehen Sie Ihre wichtigsten beruflichen Erfolge?“
- „Wie würden Sie rückblickend Ihre ersten Berufsjahre bewerten?“
- …
Erzähle zu den Fragen eine kleine Geschichte, die Deinen Beitrag und die zentralen Erkenntnisse hervorhebt. Stelle ebenfalls Bezüge zum Zeitgeschehen und Deinem Kontext her. Das wirkt reflektiert, organisiert und umsichtig.
Fragetyp #2: Persönlichkeitsfragen – Wie beschreiben Sie sich?
Ebenfalls beliebt bei Consulting Personalern sind Fragen zu Dir als Person. Der Klassiker:
„Wie würden Sie sich selbst beschreiben?“
Der Referent möchte herausfinden, zu welchem Grad Deine Persönlichkeit zu dem Anforderungsprofil der Beratung passt. Auch will er wissen, wofür Du als potentieller Mitarbeiter stehst und was Dich charakterlich von Mitbewerbern unterscheidet.
Signalisiere bei Persönlichkeitsfragen Deine kontinuierliche Selbstreflexion. Erkläre, am besten anhand kleiner anschaulichen Anekdoten, Deine Wesenszüge. Zeige zudem Deine Passung zwischen offener Stelle anhand Deiner Kerneigenschaften auf. Der Personaler muss denken: Dieser Kandidat passt 1:1 auf unsere Anforderungen.
Es gibt ganze Bücher nur mit Persönlichkeitsfragen. Einige ausgewählte Kandidaten sind:
- „Worin bestehen Ihre Stärken & Schwächen?“
- „Wie würden Freunde bzw. Kollegen Sie beschreiben?“
- „Welche Mitmenschen haben Ihren Werdegang geprägt?“
- „Nennen Sie eine Situation in der Sie Teamfähigkeit, Führungsstärke, Unternehmertum, Initiative, etc. gezeigt haben?“
- „Wie gehen Sie mit Niederlagen um?“
- …
Auch Persönlichkeitsfragen kannst Du vorbereiten. Da im Bewerbungsgespräch mindestens eine Frage aus dieser Kategorie kommt, würde ich Dir das auch empfehlen.
Fragetyp #3: Interessensfragen – Wofür brennen Sie privat?
Ein weiterer Frageblock sind die mit den Persönlichkeitsfragen eng verwandten Interessensfragen. Immer wieder gern in den Raum gestellt ist folgende Aufgabe:
„Was machen Sie als Ausgleich zum Beruf?“
Mit dieser oder einer ähnlichen Anfragen erkundet ein Personaler, ob Du mit Scheuklappen durch das Arbeitsleben trappst oder Dich auch für außerberufliche Themen erwärmen kannst. Schließlich sind Neugierde, Begeisterungsfähigkeit sowie Vielschichtigkeit alles relevante Eigenschaften von Unternehmensberatern. Auch lassen sich über die Interessen die Persönlichkeitsmerkmale ableiten. So wird dem Vereinsbasketballspieler oder Kreisligafußballer viel eher Teamfähigkeit und Siegeswillen zugeschrieben, als dem Briefmarkensammler oder Taubenzüchter.
Achte bei Interessensfragen auf die Passung zur ausgeschriebenen Stelle. Berichte selbstsicher und mit strahlenden Augen von Deinen Hobbies, Freizeitbeschäftigungen und After-Work-Aktivitäten. Stehe zu Deinen Themen. Sei authentisch. Erneut helfen kurze Geschichten, die ruhig etwas ausgefallen und abenteuerlich daherkommen können. Schließlich geht es um Deine Freizeit.
Interessensfragen werden im Job Interview eher am Ende und nicht immer gestellt. Erwarte Fragen wie diese:
- „Wie sieht ein perfekter Sonntag für Sie aus?“
- „Was tun Sie, wenn Sie gerade kein Unternehmen beraten?“
- „Was würden Sie den ganzen Tag tun, falls Sie nicht arbeiten müssten?“
- „Welches Hobby würden sie ausbauen, wenn Sie mehr Zeit hätten?“
- „Welche Aktivität ist unter dem im Lebenslauf angegebenen Sammelbegriff Sport zu verstehen?“
- …
Natürlich solltest Du auch wirklich etwas von der Freizeitbeschäftigung verstehen. Schließlich besteht die Wahrscheinlichkeit, dass der Personaler gerade das von Dir angesprochene Hobby ebenfalls hegt und in diese Passion inhaltlich tiefer einsteigen will. Wehe wenn Du hier nicht zumindest etwas fachsimpeln kannst.
Fragetyp #4: Arbeitgeberfragen – Warum gerade bei uns?
Ist Dein Lebenslauf besprochen, dreht sich die nächste Runde der Fragen um Deine Motivation für den Beraterjob und die Beratung. Den Rahmen spannt eine Frage wie diese:
„Der Markt der Beratungen ist groß: Warum bewerben Sie sich ausgerechnet bei uns?“
Der Personaler will Deine Motivation für den Beratungsberuf im allgemeinen und die Beratungsfirma im speziellen verstehen. Erneut lotet er Deine Passung zur offenen Stelle aus und stützt sich dabei auf das Anschreiben Deiner Bewerbungsunterlagen. Gut möglich das er zudem erfahren möchte, wie ein außenstehender Bewerber das Beratungsunternehmen wahrnimmt.
Belege hier mit Argumenten Deines Lebenslaufs und Deiner Persönlichkeit, weshalb Du trotz hohem fachlichen und sozialem Anspruch gedenkst als Consultant zu wirken. Gehe auf die Besonderheiten der Firma ein und hebe hervor, warum gerade diese Alleinstellungsmerkmale so wichtig für Dich sind. Im Optimalfall denkt der Personaler, dass Du der beste Mann bzw. die beste Frau für den Job und die Firma bist.
Ein Vorstellungsgespräch enthält auch immer einer Arbeitgeberfrage. Eine kleine Auswahl häufig gestellter Vertreter:
- „Was reizt Sie am Beruf eines Unternehmensberaters?“
- „Bei welchem anderen Unternehmen haben Sie sich noch beworben? Warum?“
- „Weshalb bewerben Sie sich nicht bei einer großen internationalen Beratung?“
- „Was erwarten Sie vom Einstieg bei uns in der Firma?“
- „Wie stellen Sie sich die Probezeit bei uns vor?“
- …
Smarte Beratungen fragen, was Du als Bewerber dieser Beratung empfiehlst. Zum einen testen die sie damit Deine Auseinandersetzung mit der Firma. Zum anderen nimmt der Personaler dabei noch den eine oder andere Anregung für seinen Arbeitgeber mit.
Fragetyp #5: Wissensfragen – Welche Fachkenntnisse haben Sie?
Sind die Fragen zu Lebenslauf, Interessen und Persönlichkeit durch, widmen sich Personalreferenten gerne den Wissensfragen. Je nach Anforderungsprofil wirst Du mit Fragen wie dieser konfrontiert:
„In welchen Branchen sehen Sie in den nächsten 10 Jahren hohen Beratungsbedarf?“
Mit Wissensfragen möchte der Personaler Dein fachlichen Kenntnisse abprüfen und testen, wie Du bei Stress reagierst. Dabei können sich die Fragen auf Kernkonzepte aus Deinem Lebenslauf oder dem aktuellen Wirtschaftsgeschehen beziehen. Beispielsweise könnte Dich der Referent mit Basisfragen zu BWL, Maschinenbau oder Informatik löchern. Alternativ befragt er Dich zu ökonomischen Konsequenzen einer weltpolitischen Entwicklung oder Deiner Interpretation einer unternehmerischen Entscheidung.
Antworte hier informiert. Dies impliziert das Du Dich zuvor mit dem Weltgeschehen auseinandersetzt sowie das Kleine 1×1 Deiner Ausbildung auffrischst. Auch ein Blick auf das Geschäftsmodell der Beratung, ihrer Wertschöpfung, ihren Kunden, Partnern und Angeboten schadet nicht. Oft lassen sich daraus Wissensfragen ableiten.
Wissensfragen sind vielgestaltig. Immer wieder gern verwendet sind folgenden Fragen?
- „Wie wird sich die Banken, Maschinenbau, etc. Branche in den nächsten Jahren entwickeln?“
- „Was sind die Fibunacci Zahlen?“
- „Wer sind die Gewinner bzw. Verlierer einer Abfrackprämie?“
- „Wie definieren Sie die Kenngröße Kapitalwert?“
- „Warum hat das Wirtschaftsministerium für die Zollschranken votiert?“
- …
Gebe offen zu, falls Du von einer Sache wenige bis keine Ahnung hast und unterstreiche gleichzeitig, was Du tun würdest, um an die Informationen zu gelangen.
Q&A – die Interviewfragen
Frage 1 – Wie kann ich die Interviewfragen gezielt vorbereiten?
Notiere vor Deinem ersten Job Interview genau 33 Fragen zu Deinen Bewerbungsunterlagen. Beantworte jede Frage mit 2-3 Stichpunkten. Lerne die Frage-Antwortkombinationen und lasse Dich von Freunden, Partner oder Studienkollegen dazu abfragen. Absolviere ein Job Interview und verfeinere Deine 33 Fragen und Antworten. Mit jedem Gespräch wird Deine Liste und Deine Bewerbungsleistung besser.
Frage 2 – Wie lange werde ich im Vorstellungsgespräch befragt?
Das hängt von vielen Faktoren ab. Klaffen in Deinen Bewerbungsunterlagen Lücken? Legt die Beratung für ihren Einstellungsprozess einen hohen Wert auf Interviewfragen? Besitzt der Personalreferent ein persönliches Interesse an den Antworten? Falls ja, wird die Fragerunde eher länger dauern.
Frage 3 – Gibt es Fragen, die ich nicht beantworten brauche?
Fragen ohne deutlichen Bezug zum Job wie beispielsweise Privatleben, Gesundheit, politischen Ansichten, Vermögensstand, Glauben oder sexuellen Neigung brauchst Du nicht zu beantworten bzw. kannst auf eine Notlüge ins Spiel bringen.
Fazit
Nicht nur Brainteaser, Consulting Cases und Sachaufgaben solltest Du für das Vorstellungsgespräch trainieren, sondern auch die Interviewfragen. Eloquente, natürlich klingende und fundierte Antworten sorgen für einen guten Auftakt im Termin. Wie so oft im Consulting gilt: Vorbereitung zahlt sich aus. Viel Erfolg beim Beantworten der Fragen.
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