Als ProjektleiterManager oder Kreativarbeiter bzw. deren Berater bist Du mit folgenden Fragen konfrontiert:

  • Nach welchem Ansatz lassen sich offene Fragen in praktische Handlungen übersetzen?
  • Welche personellen und materiellen Ressourcen benötigen wir für die Bestätigung der Hypothesen?
  • Wie können wir aus einer Menge von Ideen konkrete Maßnahmen ableiten?

Unterstützung findest Du im QHAR Prinzip und die mit ihm verbundene Arbeitskette von der Frage zu den Ressourcen.


Ergebnis: Bündel konkreter Maßnahmen für eine definierte Frage

Teilnehmer: mind. 1 (für Erstellung eines Maßnahmenvorschlags)

Dauer: ab 15 Minuten (abhängig von der Frage sowie Anzahl und Inhalt der Ideen)

Utensilien: Zettel & Stift, Notebook & Office Software

Zweck

Mit dem QHAR Prinzip entwickelst Du für eine Frage, Idee oder Problemstellung passende Analyseschritte und fixierst die dafür erforderlichen Ressourcen. Das englischsprachige Akronym QHAR steht für Question, Hypotheses, Analyses und Resources, zu Deutsch Frage, Hypothesen, Untersuchungen und Ressourcen.

Nutze den Ansatz, sobald Du über ein Problem oder Ziel bzw. eine Herausforderung oder Frage verschiedene Ursachenvermutungen bzw. Lösungsansätze herausgearbeitet hast und diese in einem nächsten Schritt verproben bzw. realisieren möchtest.

QHAR hilft Dir, rasch einen Überblick über einen bisher unbekannten Themenkomplex zu gewinnen, geeignete Handlungsempfehlungen zu entwickeln sowie den erforderlichen Ressourcenbedarf abzustecken.


Aufbau


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QHAR Prinzip – „Wie überführen wir Fragen in Maßnahmen?“

Die Kernelemente des QHAR Prinzips leiten sich aus seinen vier Buchstaben ab.

QHAR Prinzip
Struktur und Elemente des QHAR Prinzips

Question (dt. Frage) – „Vor welcher Frage stehen wir?“

Die zentrale Fragestellung. Diese kann…

  • auf ein bestehendes Problem abzielen oder
  • sich auf ein angestrebtes Ziel beziehen.

Formuliere die Frage offen, spezifisch und prägnant.

Hypotheses (dt. Hypothesen) – „Was beantwortet die Frage?“

Die auf Deinem aktuellen Wissensstand bestmöglichen Antworten auf die Frage.

Hypothesen beschreiben einen wahrscheinlichen aktuellen oder zukünftigen Zustand.

Analyses (dt. Analysen) – „Wie belegen/widerlegen wir die Hypothese?“

Validieren die Hypothesen, daher…

  • bestätigen (= verifizieren) oder
  • widerlegen (= falsifizieren)

die getroffenen Annahmen.

Analysen können Interviews, Schreibtischrecherche, Workshops, Befragungen, Observationen oder Prototypen umfassen.

Eine Untersuchung sollte Du und Deine Kollegen unabhängig voneinander vorantreiben können. Falls für eine Hypothese mehrere Untersuchungen durchgeführt werden müssen, notiert Ihr die zeitliche Reihenfolge und die inhaltlichen Abhängigkeiten in der Analysebeschreibung.

Resources (dt. Ressourcen) – „Womit analysieren wir?“

Der für die Untersuchungen notwendige Zeit-, Personal-, Materialbedarf.

  • Was ist notwendig, um die Analyse umzusetzen, die Hypothesen damit zu bestätigen oder zu widerlegen?
  • Welche Wissensträger und Umsetzer sollte an der Analyse beteiligt sein?
  • Mit welchen Hilfsmitteln und Werkzeugen wird die Analyse vorangetrieben?

Ermittle erforderliche Ressourcen mit der 6-W Fragetechnik oder durch Analogiebildung bzgl. vergangener Fragestellungen.


Anwendung

Das QHAR Prinzip lässt sich solo oder im Team einsetzen. In beiden Varianten durchläufst Du folgende Schritte:

1. Frage festlegen

Formuliert zunächst die zentrale offene Frage und einigt Euch auf diese. Notiert diese gut einsehbar im Raum und schafft damit ein geteiltes Verständnis für die Ausgangssituation.

2. Hypothesen identifizieren

Entwickelt nun mit Hilfe von Kreativitätstechniken wie SCAMPER oder 6-Hüte passende Antworten auf die Frage. Zunächst sind dies nur Annahmen, die es später zu überprüfen gilt.

Nutzt Techniken wie die Ideenbewertung zur Priorisierung der Hypothesen. In der Regel existiert eine zentrale Haupthypothese – die Make-or-Break – Hypothesis.

3. Analysen definieren

In einem dritten Schritt setzt ihr die Analyseaufträge auf. Ein Auftrag sollte genau auf eine Hypothese einzahlen und diese möglichst messbar validieren. Das kann in manchen Fällen eine kurze 5-Minuten Aufgabe, in anderen ein ausgewachsenes Validierungsprojekt sein. Definiert klar und eindeutig welcher Verantwortlicher bis zu welcher Frist welche Aufgabe zu erledigen.

4. Ressourcen allokieren

Schließlich zurrt ihr die für die Untersuchung erforderlichen Ressourcen fest. Nutzt Tools wie eine Aufgabenliste oder ein Kanban Board, um Verantwortlichkeiten, Fristen und Ergebnisse zu definieren. Beachte auch die Risiken und Randbedingungen.


Beispiele

Kostenreduktion im Unternehmen

Die Tabelle zeigt ein Beispiel für das QHAR Prinzip. Im Zentrum steht die für Strategieberater typische Frage:

„Wie können die Kosten des Unternehmens bis Jahresende um 20 Prozent gesenkt werden?

QHAR Prinzip
QHAR Prinzip angewendet auf die Fragestellung ‚Kostenreduktion im Unternehmen‘ (unvollständiges Beispiel)

Mitarbeiterschwund im Unternehmen

  • Frage: „Warum verlassen uns Mitarbeiter durchschnittlich bereits nach 3 Jahren Unternehmenszugehörigkeit?“
  • Hypothese: „Fehlende Aufstiegs- und Entwicklungsperspektiven im Unternehmen“
  • Analyse: „Ausscheidende Mitarbeiter bzgl. ihrer Beweggründe befragen“
  • Ressource: „informierte Personalabteilung“

Umsatzsteigerung

  • Frage: „Wie gelingt es uns den Umsatz mit Neukunden im folgenden Quartal um 20 Prozent zu steigern?“
  • Hypothese: „Neue Kundengruppen lassen sich online erreichen“
  • Analyse: „Firmenblog mit nützlichen, relevanten und aktuellen Branchenwissen aufbauen und pflegen“
  • Ressourcen: „Blogging Plattform“ , „publikationsbegeisterte Beraterkollegen“

Vor- & Nachteile

Pro

  • Das QHAR Prinzip ist leicht erlernbar, einfach anwendbar und – wegen dem einprägsamen Namen – auch gut merkbar.
  • Das Verfahren verleiht Deiner Projektarbeit eine nachvollziehbare Struktur. Teilnehmer verstehen rasch die Zusammenhänge, zudem lässt sich das Vorgehen auch gut delegieren.
  • Die Darstellung von Frage, Hypothesen, Analysen und Ressourcen passt gut auf eine Folie und ist damit Management-kompatibel.

Contra

  • Das QHAR Prinzip lässt offen, wie gute Fragen gefunden, sinnvolle Hypothesen abgeleitet, adäquate Analysen definiert und bedarfsorientierte Ressourcen zugewiesen werden. Der Ansatz bildet nur einen Ordnungsrahmen, Umfang und Detailtiefe musst Du selbst ausgestalten.
  • Die Technik hilft Dir ebenfalls nicht, Hypothesen zu ordnen und zu bewerten. Nutze hierfür beispielsweise die KJ Methode oder die Ideenbewertung.
  • Ebenfalls musst Du zusätzlich Projektmanagementmethoden wie die Problem-Ziel-Beschreibung, den Projektsteckbrief oder die Roadmap anwenden, um die einzelnen Analysen in einen Terminplan zu überführen.

Praxistipps

Tipp 1 – Prinzip als Verbindungsstück einsetzen

Das QHAR Prinzip ist ein tolles Bindeglied zwischen den Ideen, Annahmen und Ziel-Zuständen einer…

sowie sinnvollen Realisierungsmaßnahmen wie…

Tipp 2 – Eselsbrücke zum Merken von QHAR bauen

SWOTPESTELFOR-DECMoSCoW… Im Consulting Methodenkoffer schlummern zahlreiche Abkürzungen und jetzt kommt auch noch QHAR dazu.

Merke Dir das Prinzip, indem Du ‚Q‘ und ‚HAR‘ einzeln aussprichst. Damit unterscheidest Du bewusst zwischen der einen Frage und den vielen daraus resultierenden Hypothesen, Analysen und Ressourcen. Außerdem klingt Q-HAR auch cooler.

Tipp 3 – Prinzipelemente uniform formulieren

In der Praxis fällt es nicht immer leicht Hypothesen, Analysen und Ressourcen auseinanderzuhalten. Trenne strickt zwischen den Annahmen und den Handlungen. Formuliere…

  • Hypothesen als beobachtbaren Zustand,
  • Analysen als umsetzbare Aktion (z.B. ‚Ist-Datenbestand analysieren‘) sowie
  • Ressourcen als Substantive, falls möglich inklusive Mengenangaben (z.B. ‚4h Desk Research‚).

Gerne kannst Du bei der Hypothese auf das Satzformat…

  • Ereignis, welches den beobachtbaren Zustand verursacht (z.B. „Aufgrund starker Regenfälle“),
  • beobachtbaren Zustand (z.B. „kommt der Bus heute zu spät„) sowie
  • Konsequenz, welche der beobachtbare Zustand verursacht (z.B. „was zum verspäteten Eintreffen am Arbeitsplatz führt.„)

zurückgreifen.

Tipp 4 – Methode mit einer guten Frage starten

Die Wirksamkeit des QHAR Prinzips hängt maßgeblich von der initialen Frage ab. Lasse Dir bei der Formulierung des Question-Elements Zeit. Nutze Methoden wie den Question Burst™. Das Überführen einer Idee bzw. einer möglichen Ursache in eine offene Frage erfordert Geduld und Übung.

Tipp 5 – Beim Typ der Analyse unterscheiden

Analysen sind nicht immer Fakten-basiert bzw. numerisch. Differenziere zwischen den verschiedenen Analysetypen.

  • nicht-notwendige Analyse, da die Hypothese als gegeben angesehen werden kann
  • einfache Analyse auf Basis von vorliegenden bzw. leicht ermittelbaren Zahlen
  • mittlere Analyse auf Basis von vorliegenden bzw. leicht ermittelbaren nicht-numerischen Fakten
  • anspruchsvolle Analyse auf Basis von aufwendigen Expertengesprächen oder Feldstudien
  • komplexe Analyse auf Basis Schätzungen, Antizipationen und Vorhersagen

Je anspruchsvoller die Analyse, desto mehr Zeit, Geld und Energie ist für die Bestätigung bzw. Widerlegung ist erforderlich.

Tipp 6 – Heimtückische Analysefallen umgehen

Achte bei Deinen Analysen auf tückische Stolperfallen. Eine Auswahl:

  • irreführende Daten
  • anfechtbare Zeitrahmen
  • voreingenommene bzw. suggerierende Beispiele
  • unrealistische, inkonsistente, ungeprüfte oder versteckte Annahmen
  • numerische Fehler
  • oberflächliche Interpretationen

Führe Plausibilitätschecks durch. Ziehe Benchmarks heran. Bitte einen Kollegen um ein Review.


Ursprung

Der Ursprung der Methode ist mir nicht bekannt. Gerne Deine Hinweise per E-Mail an mich.


Bonusmaterial

Christopher Schulz/Consulting-Life.de: Das QHAR Prinzip (20 min) – Mitschnitt der Consulting Methodenschmiede mit weiteren Tipps sowie Fragen & Antworten der Teilnehmer

„Es gibt Hypothesen, wo Verstand und Einbildungskraft sich an die Stelle der Idee setzen.“

Johann Wolfgang von Goethe, deutscher Dichter und Naturforscher


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