Requirements Engineering

Requirements Engineering – die CPRE Foundation Prüfung erfolgreich meistern

Als Unternehmensberater bist Du Anforderungsmanager. Stetig nimmst Du Kundenwünsche an Deine Arbeitsergebnisse und Vorgehensweise auf, analysiert und bewertest diese und lässt sie schließlich in Dein Schaffen einfließen. Um hierbei zukünftig noch strukturierter und effizienter vorzugehen empfiehlt sich die Absolvierung eines speziellen Trainings.

Für Consultants an der Schnittstelle zwischen Business und IT bietet das Institute for Requirements Engineering (IREB) eine Requirements Engineering Schulung samt Prüfung an. Im Beitrag erfährst Du, was sich hinter dem Certified Professional for Requirements Engineering (CPRE) verbirgt und wie Du nach drei Tagen Selbststudium erfolgreich Anforderungsmanager im Foundation Level wirst.


Der Unternehmensberater – ein Anforderungsjongleur

Integraler Bestandteil vieler Beratungsprojekte ist die Aufnahme, das Dokumentieren, das Abstimmen und schließlich die Verwaltung von Anforderungen. Ob es nun um das Re-Design von Geschäftsprozessen geht, der Neuentwicklung eines IT-Systems oder die Ausarbeitung eines Geschäftsmodells ansteht: häufig strömen auf Dich als Consultant unzählige Anforderungen ein mit denen es professionell zu hantieren gilt.

Auch in der Wissenschaft und Praxis reifte seit den 1980er Jahren der Bedarf nach strukturierten Ansätzen, Modellen und Methoden für das Anforderungsmanagement heran. 2006 gründete sich dazu das International Requirements Engineering Board (IREB), eine unabhängige Non-Profit-Organisation mit der Vision „Requirements Engineering auf eine professionelle und international anerkannte Basis zu stellen“.

Nach ihrer Gründung entwickelte das IREB mehrere Lehrpläne und Prüfungen für eine Certified Professional for Requirements Engineering (CPRE) Ausbildung. Zum Zeitpunkt der Redaktion dieses Beitrags umfasst die Qualifikation einen Grundlagenteil (Foundation Level) sowie vier Aufbaumodule (Advanced Level). Immerhin sind Mitte 2018 knapp 39.000 Personen aus 75 Ländern mit dem CPRE Foundation Level zertifiziert (siehe Webtipp).

Seit 2014 habe ich sowohl das Foundation Level sowie drei Advanced Level Prüfungen erfolgreich bestritten. Und das ganz ohne Besuch einer vorangeschalteten mehrtägigen Trainingsveranstaltung. Zudem gebe ich seit 2012 bei meinem Arbeitgeber regelmäßig ein selbst entwickeltes Training auf Basis der Foundation Level Inhalte.

Nachfolgend berichte ich Dir, wie Du die erste Stufe – die Foundation Level Prüfung – im Selbststudium innerhalb von drei Tagen erklimmen kannst. Zuvor aber noch ein paar Fakten zur Prüfung selbst.


CPRE Foundation Level Prüfung – Fragen, Ablauf und Preise

Die CPRE Foundation Level (FL) Prüfung besteht aus maximal 45 Multiple Choice Fragen die Deine Kenntnisse und Anwendungswissen zum CPRE Foundation Stoff testen. Um zu bestehen musst Du ab dem 01. August 2016 mindestens 70 Prozent der Gesamtpunktzahl erreichen. Zuvor lag dieser Wert mit 60 Prozent spürbar tiefer. Mögliche Fragetypen sind

  • die Einfachauswahl (A-Frage),
  • Mehrfachauswahl (P-Frage) sowie
  • Richtig oder Falsch Auswahl (K-Frage).

Bei einer A-Frage ist genau eine Antwort korrekt. Bei P-Fragen sind n Antworten richtig (n>1). Schließlich sind bei einer K-Frage n Antworten mit wahr oder falsch zu bewerten. Eine Aufgabe wird mit 1 bis 3 Punkten bewertet, kann Dir im schlechtesten Fall 0 Punkte einbringen (daher: keine Negativpunkte).

Für die Prüfung sind keinerlei Hilfsmittel zugelassen. Auch den Raum darfst Du während der Bearbeitung nicht verlassen. Verfügbare Prüfungssprachen sind Chinesisch (Mandarin), Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch, Spanisch sowie Portugiesisch. Als Muttersprachler bleiben Dir maximal 75 Minuten Zeit für die Prüfung, Nicht-Muttersprachler erhalten einen Aufschlag von 15 Minuten, damit insgesamt 90 Minuten Bearbeitungszeit.

Die Prüfungsgebühren liegen aktuell rund 300 Euro. Die Prüfung kann bis zu zweimal ohne Wartezeiten wiederholt werden. Bei einem dritten Nicht-Bestehen ist eine Wartefrist von einem Jahr (gezählt ab der 3. Prüfung) einzuhalten.


Die IREB CPRE Foundation Level Prüfung...

Ergebnisse

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In 3 Tagen und mit 300 Euro zum CPRE Foundation Level Zertifikat

Der nachfolgende Vorgehensplan hilft Dir in nur drei Tagen fit für die CPRE Foundation Level (FL) Prüfung zu werden. Und das ganz ohne kostenpflichtigem Training, Reise- und Terminstress. Die Zeitangaben beruhen auf meinen eigenen Erfahrungen sowie Aussagen von Kollegen.

Alternativ zum Selbststudium kannst Du eine 3-tägige Schulung besuchen. Stand 2018 liegt ihr Preis bei rund 1.500 Euro zzgl. Umsatzsteuer. Hinzu kommen die Kosten für Deine Reise und Übernachtungen sowie Deine Fehlzeit am Arbeitsplatz. Schnell ist so die 5.000 Euro Marke geknackt.

Schritt 1: Grundlagen legen [16 Stunden]
Arbeite das 188-Seiten starke Buch Basiswissen Requirements Engineering* von Klaus Pohl und Chris Rupp durch. Disziplin und Rhythmus sind der Schlüssel. Investiere in jedes der neun Kapitel rund 2 Stunden.

Schritt 2: Wissen festigen [2-4 Stunden]
Festige Dein angelesenes Wissen durch Lektüre des offiziellen IREB CPRE Foundation Lehrplans (Version 2.21). Dieser fasst noch einmal den gesamten Stoff zusammen. Hast Du das Buch* aufmerksam gelesen, sollte Dir alles bekannt vorkommen.

Schritt 3: Spielregeln verstehen [1 Stunde]
Überfliege die IREB Prüfungsordnungsordnung (Version 5.1) und löse die darin enthaltenen Beispielaufgaben. Einen vergleichbaren Schwierigkeitsgrad solltest Du in der Prüfung erwarten.

Schritt 4: Probelauf wagen [2 Stunden]
Absolviere die IREB CPRE Foundation Übungsprüfung (Version 2.04) unter realen Prüfungsbedingungen. Kontrolliere die Ergebnisse unter Verwendung des englischsprachigen CPRE Glossars (Version 1.7). Investiere im Zweifel noch eine Stunde mehr.

Schritt 5: Prüfungsbereit werden [1 Stunde]
Wiederhole den erlernten Stoff und schließe offene Wissenslücken. Du lernst nicht nur für die Prüfung, sondern ebenfalls für den anschließenden Projekteinsatz.

Du solltest für die Vorbereitung der IREB Foundation Prüfung weniger Zeit benötigen, falls Du…

  • (wie ich) ein Studium in Wirtschaft oder Informatik besitzt bzw.
  • in vergangenen Projekten Kompetenzen in der Prozess- und Systemmodellierung aufbauen konntest.

Insbesondere als Systemanalytiker, Business Analyst bzw. Anforderungs-Ingenieur, wirst Du signifikant weniger Zeit einplanen müssen. Es handelt sich um Basiswissen, viele Konzepte sind Dir sicherlich von Deinen täglichen Aufgaben bereits vertraut.


Die CPRE FL Level Prüfung meistern – Tipps & Tricks

Für jede Prüfung gibt es Insider-Tipps welche die Durchführung erleichtern. Finde anbei meine fünf Tipps, die mich bisher bei jeder CPRE Prüfung ans Ziel gebracht haben.

Tipp 1 – Aufmerksames Lesen
Eine Aufgabe besteht immer aus einer Frage und mehreren Antworten. Teilweise ergänzen umfangreiche Diagramme, Tabellen oder Texte die Frage. Lies Dir alles genau durch. Manchmal entscheiden Wortsilben, welches die richtigen Antworten sind. Wiederum unterscheiden sich manche Antworten nur in Nuancen, erschweren Deine Prüfung damit erheblich.

Tipp 2 – Einfach starten
Wie Du es aus Deinem Beraterleben gewohnt bist, solltest Du Dich auf die Quick-Wins konzentrieren. Beginne mit den einfachen Aufgaben und überspringe harte Nüsse. Nimm Dir diese bei Deinem zweiten bzw. dritten Durchlauf durch die Prüfungsunterlagen vor. Am besten Du markierst diese ‚offenen Baustellen‘ mit einem Text-Marker, um beim anschließenden Durchblättern in den Unterlagen Zeit zu sparen. Kombiniere Aufgabenübergreifend. Teilweise finden sich in den Frage-Antworttexten einer Aufgabe Hinweise für die Lösung einer anderen.

Tipp 3 – Zügiges Vorgehen
Die Prüfung besteht aus bis zu 45 Aufgaben welche in 75 Minuten gelöst werden müssen. Zum Lesen der Frage und verfügbaren Antworten sowie dem anschließenden Lösen bleiben Dir damit durchschnittlich 100 Sekunden pro Aufgabe! Das ist nicht übermäßig viel Zeit. Insbesondere, wenn sich um umfassende Szenarienbeschreibungen handelt und die Antworttexte sehr lang sind. Du solltest Dich daher nicht zu lange an einer Aufgabe aufhalten.

Tipp 4 – Im Zweifel, keine Antwort
Setze bei A-Fragen (Einfachauswahl) immer ein Kreuz. Hier kannst Du nichts verlieren. Bist Du Dir hingegen bei einer Antwort einer P-(Mehrfachauswahl) bzw. K-Frage (Richtig oder Falsch) unsicher, hast aber bereits Antworten sicher angekreuzt, solltest Du nichts markieren. Bei fehlerhafter Auswahl hagelt es nämlich Minuspunkte. Im schlimmsten Fall gehst Du mit Null Punkten aus der Aufgabe heraus.

Tipp 5 – Zeitgewinn durch Sprachwechsel
Falls Du fit in Englisch (oder eine anderen gültigen Prüfungssprache) bist, kannst Du die Prüfung auch in dieser Fremdsprache ablegen und Dir damit 15 zusätzliche Minuten Bearbeitungszeit erhandeln. Bereite Dich aber dann auch in dieser Fremdsprache für den Test vor. Bedenke aber auch, zu welchem Grad Du den fremdsprachig erlernten Stoff nach der Prüfung überhaupt anwenden kannst.

Lesetipp

Inhaltlich solltest Du auf alle Themen aus dem Lehrplan und dem offiziellen Buch* von Klaus Pohl und Chris Rupp gefasst sein. IREB bemüht sich hier um eine breite Streuung der Fragen. Auf Lücke zu Lernen ist aus meiner Sicht nicht empfehlenswert.Hast Du die Foundation Level Prüfung bestanden, dann kann ich Dir ebenfalls die Advanced Erweiterungen

  • Requirements Elicitation and Consolidation,
  • Requirements Modeling,
  • Requirements Management und
  • RE@Agile

ans Herz legen. Speziell die begleitenden Handbücher sind ein wahrer Wissensfundus. Im Beitrag Requirements Engineering 2.0 – die CPRE Advanced Prüfungen mit bravour bestehen zeige ich, wie Du die Prüfung und Hausaufgaben dieser Module schnell und sicher absolvierst.


Fazit

Ob vom Kunden, dem eigenen Beratungsunternehmen oder aus dem privaten Umfeld: als Unternehmensberater werden kontinuierlich Anforderungen an Dich herangetragen. Um bei der Disziplin des Requirements Engineering zu glänzen, solltest Du Dich gezielt fortbilden. Der Certified Professional for Requirements Engineering (CPRE) stellt eine (aus meiner Sicht fundierte) Möglichkeit dar, sich in überschaubarer Zeit im Thema Anforderungsmanagement aufzuschlauen. Praxiserfahrungen sammelst Du dann durch Anwendung der erlernten Konzepte im Projekt.


Bonusmaterial

  • mosaiic Impulse: Wir brauchen eine Gestaltungsprofession für die Digitalisierung – Dr. Kim Lauenroth im Interview – mein Interview mit dem ersten Vorsitzenden des IREB

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8 Kommentare

  1. Sehr interessanter Artikel. Hoffe Sie veröffentlichen in regelmäßigen Abständen solche Artikel dann haben Sie eine Stammleserin gewonnen. Danke für die Information.

    Gruß Sandra

    1. Hallo Sandra,
      vielen Dank für Dein Kompliment. Auch in Zukunft werde ich Tipps geben, wie sich die Zertifizierungsprüfungen für Berater erfolgreich meistern lassen. Über Deine Stammleserschaft freue ich mich 😉

      Viele Grüße,

      Christopher

  2. Super Artikel bzw. Erfahrungsbericht. Enthält genau die Informationen, die ich im Netz gesucht habe! Würde mich in Zukunft über weitere Anleitungen & Tipps zu weiteren Zertifizierungen freuen.

    Viele Grüße
    Semih

    1. Hallo Semih,
      ich Danke für Deinen positiven Kommentar. Ein ausführlicher Beitrag zu den 3 CPRE Advanced Modulen folgt im November. Stay Tuned! Dir viel Erfolgt beim Bestehen der CPRE Foundation Prüfung. Christopher

  3. Hallo Christopher,

    ich habe bisher vor gehabt, den Certified Business Analyst Professional von der IIBA zu machen.
    Bisher habe ich keinen wirklich grossen Unterschied zu anderen BA-Zertifikaten festgestellt.
    Das IIBA hat ziemlich hohe Mindestvoraussetzungen an die Applikanten.

    Warum hast du dich für CPRE entscheiden?
    Würde mich sehr über eine Nachricht von dir freuen.

    Danke und viele Grüße

    Sascha

    1. Hallo Sascha,
      vielen Dank für Deine Anfrage. Tatsächlich kannte ich 2012 – dem Jahr meiner CPRE Foundation Zertifizierung – den IIBA noch nicht. Positiv an IREB war mir damals aufgefallen: fundierter Stoff (Buch, Glossar, Übungsprüfung), keine Re-zertifizierung, moderate Prüfungsgebühren.

      Tatsächlich konzentriert sich der CPRE auf das Requirements Engineering. Dies wird ebenfalls von IIBA behandelt, nur nicht so detailliert.

      Hoffe, das bringt Dich weiter.

      Viele Grüße, Christopher

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