Best Practice. Holistisch. Im Loop halten. Kommen Dir diese Phrasen bekannt vor? Falls ja, dann bist Du sicherlich Unternehmensberater und nutzt ab und zu auch das branchentypische Beratersprech. Falls nein, dann wirkst Du nicht als Consultant. In beiden Fällen solltest Du weiterlesen.


Consulting Jargon – die 5 wichtigsten Fakten über Beratersprech

#1: Beratersprech ist eine branchenspezifische Sprache der Berater

Beratersprech sind typische Abkürzungen, Begriffe, Wortgruppen bzw. ganze Sätze, die Unternehmensberater regelmäßig während ihrer Akquise- und Projektarbeit nutzen. Gängige Synonyme sind Consulting Buzzwords, Beraterjargon oder Beraterlingo. Hier drei ausgewählte Beispiele aus meinem Berater-Deutsch Wörterbuch* samt Übersetzung.

  • LoP – Liste offener Punkte bzw. Aufgabenliste.
  • antriggern – Prozess einen Kunden oder Beraterkollegen zu einer Aktion zu veranlassen.
  • Permission-to-Play – Freigabe für ein Beratungsprojekt oder eine von Beratern vorgeschlagene Änderungsinitiative.

Die Intensität und Anwendung des Beratersprechs variiert von Consultant zu Consultant. Einige flechten in ihren Sätzen gelegentlich eine versteckte Beraterfloskel ein, bei anderen besteht fast der gesamte Redebeitrag aus Beraterlingo.

Ich habe Consultants getroffen, die sich ausschließlich beim Sprechen den Buzzwords bedienten, bei anderen wiederum waren E-Mails, Präsentationsfolien und Dokumente voll von Beratersprech.



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#2: Beratersprech sind häufig eingedeutschte trendige Anglizismen

Was haben ‚rightsizen‘, ’streamlinen‘ und ‚reporten‘ gemeinsam?

Alle drei Begriffe existieren im Englischen nicht, gehören für Consultants jedoch zum Grundwortschatz. Viele der Consulting Buzzwords besitzen einen englischen Wortstamm und wurden nachträglich eingedeutscht. So ist ein Berater ‚im Flow‘, ‚joint‘ eine Besprechung oder macht während eines Projektes mehrere ‚Learnings‘ – typisch Denglisch eben.

Beratersprech ist eng mit Trend- & Modethemen der Wirtschaft verknüpft. Ob ‚Künstliche Intelligenz‘, ‚Digitalisierung‘ oder ‚Selbstorganisierende Teams‘ – Consultants greifen schnell neue Entwicklungen auf und überführen griffige Kernkonzepte in ihren Sprachwortschatz.

Übrigens unterscheidet sich das Beratersprech von Firma zu Firma. So droppen – entschuldige – sprechen IT-Beratungen gerne von Sicherheitsarchitekturen, Solution Implementierung und Interface Design. Strategie Consultancies nutzen Termini wie MECE, Fit-Gap-Analyse oder Governance. Schließlich lassen Projektmanagementberatungen regelmäßig Begriffe wie WBS, Approach oder Programmmanagement fallen.


#3: Effizienz, Werbung & Täuschung sind die Hauptgründe

Der Einsatz von Beratersprech hat verschiedene Ursachen. Nach meinen Beobachtungen bezwecken Berater mit ihrem Consulting Lingo mindestens eines der folgenden Ziele.

  • Effizienz: Komplizierte Konzepte werden in wenige Beraterworte gepackt und lassen sich damit einfacher und schneller kommunizieren. So sprechen Berater beispielsweise von ‚On-the-beach‚ um in drei Worten auf den Punkt zu bringen, dass sie aktuell ohne Projekt dastehen.
  • Eindruck: Mittels spezifischem Vokabular möchten Berater ihre (potentiellen) Kunden und (insbesondere die jungen) Kollegen beeindrucken. Immerhin zeugen Fachbegriffe von Professionalität, intellektueller Schärfe und Wichtigkeit. ‚Key findings‘, ‚Surroundings‘ oder ‚PoCs‘ sind hierfür charakteristische Beispiele.
  • Marketing: Consulting Buzzwords geben einem Beratungsangebot einen frischen und einzigartigen Anstrich, unabhängig davon, ob es sich bei dem Ansatz um uralten Wein in neuen Schläuchen handelt. Typische Vertreter sind ‚maßgeschneidert‘, ‚agil‘ oder ‚ganzheitlich‘ bzw. ihre englischen Pendants.
  • Unterhaltung: Der Einsatz von Beratersprech kann lustige Stilblüten treiben. Das Buch Revenuetechnisch hat unser CEO zurzeit zero Visibility* von Tom König ist ein Beispiel für den unterhaltenden Charakter der brancheneigenen Sprache.
  • Überspielen: Beraterlingo hilft über Wissenslücken hinwegzutäuschen. Statt Ross und Reiter zu nennen, bedienen sich die Consultants hochtrabender und oft auch beeindruckend klingender Worthülsen. Zum Beispiel referenziert der Berater mit der oberflächlichen Wortgruppe ‚Pain Point‘ auf ein Problem, ohne dieses genauer ausführen zu müssen.

#4: Beratersprech sorgt für Abgrenzung und baut Barrieren auf

Mit Consulting Buzzwords grenzen sich Berater sprachlich gegen Kunden, Wettwerber und Partner ab. Die Sprache dient als Alleinstellungsmerkmal. Ein eingestellter Junior muss die Begriff zunächst erlernen. Das ist zwar zu Beginn mühsam, vereinfacht aber später im Projekt die beratungsinterne Kommunikation.

Kurzfristig wirken die besonderen Begriffe gegenüber Beratungskunden clever und fundiert. Mittel- und langfristig sorgt Beratersprech jedoch für Missverständnisse und Reibungsverlusten in der Zusammenarbeit. Besonders bodenständige Kunden nehmen es den Consultants sogar übel, wenn diese einem Kauderwelsch von Modewörtern und Phrasen aus dem Oxford English Dictionary bedienen.


Als Consultant verfalle ich ins Beratersprech...

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#5: Kundenorientierte Berater minimieren ihr Beratersprech

Ob in Besprechungen, bei Präsentationen oder in E-Mails – Sprache ist eines der zentralsten Werkzeuge von Unternehmensberatern. Kurzfristig lässt Dich Dein Beratersprech vielleicht professionell, gebildet oder pfiffig erscheinen. Langfristig leited jedoch Deine Sprache, damit Deine Kommunikation und folglich Deine Beziehungen.

Bereits im Beitrag Positiv wirken – auch ohne Consulting-Buzzwords mache ich drei Vorschläge, wie Du Dein Beratersprech im Interesse einer besseren Kundenbeziehung reduzieren kannst. Als Erweiterung nun fünf Maßnahmen.

  • Abstellen: Reduziere Dein Beraterlingo Schritt für Schritt. Setze stattdessen auf eine klare und eindeutige Sprache. Am besten Du etablierst neue Sprechgewohnheiten.
  • Hinterfragen: Bitte um Erklärung eines mehrdeutigen Buzzwords. Sachlich gefragt und nachvollziehbar begründet sind Gesprächspartner gerne bereit sich zu erklären (bzw. geben ihre Unwissenheit zu).
  • Aufgreifen: Bediene Dich den Begriffen Deines Kunden. Du wirst nicht nur einfacher verstanden, der Klient registriert auch Deine Bemühungen, in seine Sprachwelt abzutauchen.
  • Spielen: Beratersprech kann zähe Telefonkonferenzen, anödende Meeting Termine und langweilige Weiterbildungen verkürzen. Nutze die Zeit für eine Partie Buzzword Bingo auf Basis typischer Beraterfloskeln.
  • Nachschlagen: Baue auf das Berater-Deutsch Wörterbuch* um die wichtigsten Consulting Buzzwords nachzuschlagen, zu verstehen und einem Nicht-Berater zu erklären.

Lesetipps – Zusatzinfos über Consulting Buzzwords

Letzte Aktualisierung am 24.09.2023 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Beratersprech extrem – nach dem Erfolg seiner Webseite hat Tom König dem Thema ein Buch gewidmet.

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Mit über 600 (nicht immer ernst gemeinten) Consulting Buzzwords hilft das Buch Beratern und Kunden beim Einstieg in die Geschäftswelt.


Hausaufgaben – was Du bei Beratersprech tun kannst

  • Spreche kundisch. Das heißt: Kommuniziere mit Deinem Auftraggeber in seiner Sprache.
  • Mit Deinen Kollegen kannst Du gerne auf Beratersprech zurückfallen. Das ist effizient und sorgt im manchmal grauen Büroalltag für Unterhaltung.
  • By the way: Im Consulting Methodenkoffer ist das Berater-Deutsch Wörterbuch und seine über 600 Begriffe enthalten.

Dein Consulting Buzzword

> Was ist Dein Lieblingsbegriff aus dem Beraterwortschatz?
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