Und schon wieder lässt mich Microsoft in Stich. Skype hängt, meine Webkonferenz ist dadurch unterbrochen. Schon wieder. Der nun folgende Ablauf ist klar, zigfach habe ich ihn seit Projektbeginn wiederholt: Software neustarten, Telko-Daten eingeben, weiter geht’s. Zwei Minuten Abwesenheit im wöchentlichen Status-Meeting – professionell wirkt das nicht. Glücklicherweise stammt die Skype-Einladung vom Kunden und nicht von mir. Offenbar muss er an der Einstellung seiner Konferenzinfrastruktur nachjustieren. Oder auf ein – aus meiner Sicht derzeit besseres – Web-Conferencing-System umsteigen – Zoom Meetings.


Standardwerkzeug des digitalen Consultants – die Videokonferenz-Software

Im digitalen Zeitalter reißen sie keinen Unternehmensberater und Consulting Kunde mehr vom Hocker: internet-basierte Webkonferenzen.

Video-Call vom Home Office? Null Problemo! Das spart Anreise- und Wegzeit.

Kein Meeting-Raum mehr für 15 Uhr verfügbar? Das macht gar nichts. Wir stellen einfach eine Web-Conf ein.

Spontan ViCo zum gemeinsamen Review des Projektberichts? Alles klar, ich erwarte Sie in 5 Minuten.

Soweit so gut. Doch was sich nach einer etablierten Kommunikationsform liest, offenbart in meinem Berateralltag regelmäßig Schwächen. Komplizierte Bedienung, schlechte Videoqualität, abgehackte Soundschnippsel, elend lange Software-Installation – die digitale Gegenwart offenbart ein anderes Bild.

Fakt ist: In meiner Consulting Praxis arbeitet es sich mit vielen Webkonferenzlösungen nur mittelmäßig. Woran das nur liegt? An meinen Erwartungen? Der Tool-Konfiguration? Dem falschen Equipment? Oder doch nur an Murphys Gesetz?


Zoom Meetings – der Newcomer aus den USA

WebEx, GoToMeeting, Skype, Mikogo, ClickMeeting, Google Hangouts – irgendwann habe ich jedes dieser Konferenz-Tools einmal ausprobiert. Schlecht sind die Web-Werkzeuge nicht. Beispielsweise setze ich aktuell bei meinem Arbeitgeber Teams ein. Bei Kunden verwende ich entweder Skype, GotoMeeting oder WebEx. Schließlich kommt in meiner Mastermind-Gruppe gelegentlich Google Hangouts zum Einsatz. Jedes dieser Werkzeuge hat seine Stärken, leider aber auch mehrere Schwächen.

Nach intensiver Testphase bin ich letztlich bei einem Videokonferenz-Tool hängen geblieben: Zoom Meetings. Warum? Weil die Software aus meiner Sicht momentan das beste Preis-Leistungsverhältnis bietet. Sie läuft stabil, lässt sich einfach bedienen und liefert eine akzeptable Audio- & Videoqualität. Aber dazu später mehr.

Zoom Meetings fährt ein sogenanntes Freemium-Modell, ein typisches Muster in den Geschäftsmodellen von Softwareanbietern. Im Basic Tarif führst Du 1-zu-1 Konferenzen kostenfrei. Bei drei und mehr Teilnehmern ist die Sprechzeit auf 40 Minuten begrenzt. Möchtest Du die Software intensiver einsetzen, bezahlst Du auf monatlicher Basis einen festen Betrag. Aus Kunden- und Anbietersicht ist dieser Ansatz interessant. Du kannst das Tool auf Herz und Nieren prüfen, der Hersteller baut zu Dir einen festen Kontakt auf. Bist Du zufrieden, konvertierst Du zum zahlenden Kunden. Ändert sich Dein Nutzungsverhalten oder enttäuscht Dich das Produkt, kündigst Du den Vertrag. Bist Du auf den Geschmack gekommen und willst Deine Videokonferenzen ausbauen, so kannst Du Add-Ons wie Webinar, zusätzliche virtuelle Meeting-Räume, Großmeetings etc. kostenpflichtig dazuschalten.

Neben dem Besprechungs-Tool bietet das US-amerikanische Unternehmen Zoom Video Communications Inc. weitere Lösungen wie beispielsweise Webinar-Software oder Instant Messaging an. Mit diesen Software-as-a-Services Angeboten habe ich bisher jedoch noch keine Erfahrung machen können. Interessant: hinter der Firma steckt Eric S. Yuan und sein Technikteam, bis 2011 verantwortlich für Ciscos Konkurrenzprodukt WebEx. Laut eigenen Angaben bauen im Juni 2018 übrigens über 750.000 Unternehmen auf Zoom (siehe auch Wikipedia). Nach nur 7 Jahren am Markt.


In 3 Minuten zur eigenen Videokonferenz

Wenn Du mit Zoom Meetings eine Webkonferenz organisieren möchtest, benötigst Du zunächst ein Nutzerkonto. Innerhalb einer 1 Minute hast Du dieses angelegt, registrierst Dich dazu nur mit Deiner E-Mail. Anschließend kannst Du auf der Zoom-Webseite eine bevorstehende Konferenz planen, ein Ad-Hoc Meeting veranstalten oder an einer laufenden Web-Besprechung teilnehmen.

Zoom Meetings
Organisation von Meetings auf der Zoom-Webseite

Für die Durchführung benötigst Du als Microsoft Windows bzw. Apple MAC-Nutzer eine Zusatzsoftware, die Du ebenfalls in wenigen Minuten installierst. Auch per iPhone bzw. Android Handy kannst Du mit den entsprechenden Apps an einer Konferenz teilnehmen.

Du möchtest eine Konferenz per Mausklick von Outlook oder aus dem Webbrowser aus starten? Kein Problem. Installiere dazu einfach die beiden kostenfreien Zoom-Erweiterungen. Ich habe Mac, Windows 7 und 10 sowie iPhone sowohl für nationale und internationale Konferenzen mehrmals getestet und war jedesmal zufrieden. Auch im Tool selbst kannst Du Konferenzen planen.

Zoom Meetings
Die Zoom-App im Startmenü auf dem MacBook

Steht die Web-Telko, kannst Du Deinen PC-Bildschirm übertragen bzw. weiteren Teilnehmern erlauben ihre Bildschirminhalte zu präsentieren. Auch parallele Übertragung – also die zeitgleiche Anzeige mehrerer Screens – ist möglich. Mit wenigen Klicks hast Du zusätzliche Personen eingeladen, Deine Webcam-Video dazu-/abschalten oder einen Text-Chat gestartet. Als Moderator kannst Du zudem den virtuellen Meeting-Raum mit einem Passwort schützen und absperren sowie Teilnehmern selektiv das Wort erteilen bzw. entziehen. Sicher: 15 Jahre nach der Erfindung von Skype sind das alles Standardfeatures – in Zoom sind die Funktionen jedoch intuitiv nutzbar und mit hoher Softwarequalität realisiert.

Zoom Meetings direkt nach dem Start einer Besprechung auf dem MAC

Pros – was für Zoom Meetings spricht

  • Zoom Meetings läuft stabil
    Bei keiner von über 200 Webkonferenzen hatte ich mit Abbrüchen, Aussetzern oder anderen Arten von Beeinträchtigungen zu kämpfen. Die Software schnurrt wie eine gut geölte Maschine. Auch bei mehr großen Gruppen ist auf das Werkzeug verlass. Großgruppentreffen mit 30 Teilnehmern liefen bei mir einwandfrei, Stimmen und Videobilder zuverlässig übertragen.
  • Zoom Meetings ermöglicht das Mitschneiden
    Meine Interviews und Consulting-Videos und Consulting Methodenschmiede habe ich alle mit dem Tool aufgezeichnet. Die Bedienung ist einfach, die technische Qualität der Mitschnitte akzeptabel und die Größe der Videodateien gut handhabbar.
  • Zoom Meetings lässt sich einfach bedienen
    Teilweise verzweifle ich an den vielen Funktionen der Webkonferenzlösungen die unübersichtlich über den Bildschirm verteilt sind oder sich in irgendeinem Untermenü verstecken. Nicht bei Zoom – hier hat alles seinen Platz. Für weiterführende Fragen hilft Dir das deutschsprachige Help Center, selbst habe ich dieses bisher nie gebraucht.
  • Zoom Meetings bietet geteilten Zugriff auf Office Dokumente
    Dein Kollege und Du wollen gemeinsam an einem PowerPoint oder einer Excel arbeiten? Nichts leichter als das. Einfach den Bildschirm mit dem Office Dokument teilen und parallel editieren. Bei anderen Dateiformaten habe ich dieses Feature noch nicht ausprobiert.
  • Zoom Meetings arbeitet schnell
    Unter den mir bekannten Webvideosystemen ist Zoom DER Sprinter. In wenigen Sekunden hast Du eine Konferenz einberufen. Ton-, Bildschirm- und Videoübertragung am MacBook, PC oder iPhone – auf allen Plattformen läuft das Werkzeug flüssig und ineinandergreifend.
  • Zoom Meetings erlaubt Telefonteilnahme
    Auf Reisen hast Du bzw. einer der Teilnehmer keine stabile Internetverbindung? Nehmt einfach per Telefon am virtuellen Meeting teil. Zoom bietet für über 60 Länder nationale Einwahldaten samt Konferenz-Zugangscode.
  • Zoom Meeting ist abgespeckt kostenfrei
    Die Basic Variante bietet Dir einen soliden Grundumfang. Hältst Du nur 2er-Videokonferenzen ab, reicht die kostenfreie Edition voll und ganz.

Die beste Webkonferenzlösung...

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Cons – was gegen Zoom Meetings spricht

  • Zoom Meetings kostet
    Bei unbegrenzter Redezeit mit maximal 100 Personen bezahlst Du für einen Konferenzraum Anfang 2020 monatlich 14 Euro im Pro Tarif. 10 parallel nutzbare Konferenzräume kosten Dich kaut Preisübersicht 5 Euro mehr. Im Gegensatz dazu sind Skype-zu-Skype Gespräche kostenfrei bzw. zahlst Du bei internen Google Hangouts ebenfalls ’nur‘ mit Deinen Nutzungsdaten.
  • Zoom Meetings läuft auf US-Servern
    Laut Aussagen der Zoom-Datenschutzrichtlinien wird das Tool „in den Vereinigten Staaten („U.S.“) von Zoom und seinen Dienstleistern gehostet und betrieben.“. Prüfe zusammen mit Deinem Datenschutzbeauftragten, ob die Software für Deine Kundenprojekte in Frage kommt. Alternativ kannst Du die Inhalte per Meeting Connector auf Deiner Infrastruktur speichern.
  • Zoom Meeting gibt/gab Daten an Dritte weiter
    In der Vergangenheit räumte sich Zoom in seinen Allgemeinen Geschäftsbedingungen das Recht ein, Nutzungsdaten weiterzuverwenden und auch an Dritte zur Verfügung zu stellen. Bekannt ist die Datenweiterleitung von Apple Geräten an Abnehmer Facebook. Eine Prüfung der aktuellen AGBs ist sinnvoll, auch wenn Zoom versprochen hat nachzubessern.
  • Zoom Meetings muss installiert werden
    Veranstalter und Teilnehmer müssen vor der Videokonferenz die Client Software herunterladen und aktivieren. Das kostet Zeit, benötigt etwas IT-Knowhow und ist speziell bei geschlossenen PC-Betriebssystemen in mittleren und großen Unternehmen nicht möglich.
  • Zoom Meetings Kontakte in Englisch
    Der Software-Vertrieb bzw. Support wird von US-Amerikanern aus einer anderen Zeitzone heraus geleistet.

Fazit – schnell, einfach und stabil

Aktuell überzeugt mich bei Webkonferenzen das US-Tool Zoom Meetings. Sowohl Bild- & Tonqualität als auch Bedienung und Stabilität stimmen. In Kombination mit meinem Jabra Speak 510 Bluetooth machen Online-Besprechungen damit richtig Spaß. Würde ich die Konferenz-Software erneut installieren? Ganz klar, ohne Einschränkungen!


> Welches Videokonferenzsystem kannst Du empfehlen? Warum?
Ich freue mich über Deine Meinung als Kommentar!



    8 replies to "Video vidi vici – Webkonferenz mit Zoom Meetings"

    • Martin

      Wir benutzen Wildix als Videokonferenz Lösung, es sprechen viele Vorteile dafür. Der Gesprächspartner braucht keine Software zu installieren, er klickt in der email Einladung auf den Link und ist im Webbrowser mit mir verbunden. Außerdem kann er über die Webseite mit uns in Kontakt treten und über den PC uns kostenlos anrufen, dann kann ich meinen PC Desktop mit Ihm sharen und auch Video hinzuschalten, besser geht es nicht. Ein Chat gibt es auch und mit der App können Mitarbeiter auch Instant Messaging nutzen. Ganz anders sieht es doch bei WebEx aus, dort muss man als Teilnehmer die Browser Erweiterung installieren, bei GoToMeeting und Zoom ist es auch so.

      • Dr. Christopher Schulz

        Hallo Martin
        danke für den Tool-Tipp. Wildix werde ich mir bei Gelegenheit auch einmal anschauen.

        Beste Grüße, Christopher

    • Johannes Ebert

      Die Aussagen kann ich nur bestätigen: einfache und schnelle Installation, läuft auf verschiedenen Endgeräten (Laptops und Smartphones) und die Qualität ist akzeptabel.

      • Dr. Christopher Schulz

        Hallo Johannes
        vielen Dank für Dein Feedback. Nach 2 Jahren regelmäßiger Nutzung und jetzt im direkten Vergleich mit Microsoft Teams bevorzuge ich weiterhin Zoom.

        Beste Grüße, Christopher

    • Martin Eckhardt

      Die Qualität von ZOOM kann ich bestätigen. Als Alternative für alle, die auf Datenschutz und DSGVO achten müssen, wäre BLIZZ zu nennen, von einem deutschen Hersteller und auf deutschen Servern.

    • D. Brandt

      Stand 21. Juni 2020 kann Inzwischen auch (unter Windows – vermutlich auch unter Android/Apple) ohne Installation einer Client-Software im Web-Browser Zoom genutzt werden.

      Ich habe bei Windows noch mehrere Ursachen gefunden, warum die Kamera, bzw. das Mikrofon nicht funktioniert – in den „Datenschutzeinstellungen“ der Kamera, bzw. des Mikrofons müssen diese für die App von Drittanbietern freigegeben werden – Suchbegriffe in den Einstellungen „Mikrofon“ oder „Kamera“.

      Dann finde ich immer interessannt, dass Artikel geschrieben werden, die Sicherheitslücken von Zoom bemängeln, jedoch nicht berücksichtigen, dass z.B. von Zoom ein Passwort-geschützte Sitzung mit zusätzlichem Warteraum eingeführt wurde und somit mindestens 1 Sicherheitslücke geschlossen wurde. Wenn ein Hacker es schaffen sollte, in eine Sitzung zu kommen, jedoch vom Host im Warteraum geplockt wird, hat dieser auch keine Chance, da die Verbindung verschlüsselt übertragen wird.

      Ich habe nur ein massives „Problem“ mit Zoom mit der Audioqualität
      Bei einigen Bekannten und mir wurde bemängelt, dass mit dem integrierten Mikrofon die Sprachqualität (ein knacken, bzw. rauschen) vorhanden wäre – bei Android Geräten war keine Beanstandung zu hören – ich werde mal weiter testen. Habe jedoch keinen Ansatz. – vermutlich Prozessor und Hardware nicht ausreichend.
      Vielleicht haben Sie noch einen Tipp.

      • Dr. Christopher Schulz

        Hallo Herr Brandt,
        vielen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar.

        In kurzer Zeit habe viele Personen den Kommunikationsdienst Zoom in Anspruch genommen. Diese Nutzer
        – waren mit den Funktionen (Warteraum, Passwortschutz etc.) des Systems sicherlich nicht von Stunde 1 an voll vertraut
        – sorgten für Aufmerksamkeit in privaten und geschäftlichen Kreisen, damit für Aufmerksamkeit seitens der Presse und Security Experten und folglich für eine intensive Sicherheitsbetrachtung und hohe Berichtswürdigkeit.

        Mit der Audioqualität kann ich leider nicht helfen. Nur soviel: Bei Microsoft Teams, Cisco WebEx sowie Microsoft Skype funktioniert nicht alles reibungsfrei.

        Viele Grüße + gute Woche, Christopher (Schulz)

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