Hallo Dr. Christopher Schulz
Ich bin auf Ihren Blog gestoßen, als ich mich für passende Unternehmensberater-Studiengänge erkundigt habe.  In meinem BWL Studium nehme ich immer mehr Kommilitonen war, die einfach nur Management studieren wollen und dem großen Geld hinterherjagen zu können. Selten habe ich so absurde Antworten auf die Frage: „Warum studierst du eigentlich BWL?“ gehört. 

Da Sie mit Ihrem Blog großen Einfluss haben, habe ich mir gedacht: Wieso Sie nicht einfach kontaktiere und ein paar Fragen zur Karriere im Consulting stellen.

Viele Grüße, Karl


Karl: Wie kamst Du auf die Idee Unternehmensberater zu werden? War es für Dich bereits während Deines Informatikstudiums klar?

Christopher Schulz: Kaum zu glauben, aber zum Job als Unternehmensberater verhalf mir Kollege Zufall. Während meines Studiums in Lyon/Frankreich habe ich kurzfristig bei einem Assessment Center der Firma JP Morgan Chase teilgenommen. Unvorbereitet und naiv wie ich damals war, schlug ich mich wider Erwarten im Recruiting Termin ganz wacker. Die US-Bank war jedenfalls interessiert an mir. Zwei Wochen später fand ich in meinem Briefkasten einen Arbeitsvertrag als Business Analyst in der Schweizer Stadt Genf.

Dort hielt es mich jedoch nicht lange. Zu definiert waren die Aufgaben, zu flach die Lernkurve, zu eintönig das Arbeitsumfeld. Ich wechselte – Mitten in der Finanzkrise – zu einer Promotionsstelle an die TU München. Das war 2008. Direkt ab Beginn meiner Doktorandenzeit beriet ich parallel Unternehmen in der Automobilbranche zu Enterprise Architecture Management. Um diese Consulting Disziplin gab es damals einen großen Hype. Gute Beratung war mir damals unbekannt, ich sprang sprichwörtlich ins kalte Wasser. Mit der Arbeit als Teilzeitberater finanzierte ich mir meine Promotionsstelle, konnte Theorien in der Praxis überprüfen und publikationsrelevante Daten aus den Unternehmen ziehen.

Was kann ich tun, falls mir bereits während meines Studiums klar ist, dass ich Unternehmensberater werden will?

Zehn einzelnen Karrieremaßnahmen, die Du bereits während Deines Studiums umsetzen kannst, fasst dieser Artikel gut zusammen. Ich empfehle Dir wirtschafts- und IT-nahe Studienfächer zu belegen. Konkret heißt das für Dich: sattle auf Deine BWL-Ausbildung Programmier- und Informatikfächer darauf. Digital-Knowhow kombiniert mit Kenntnissen in Betriebswirtschaft und Unternehmertum sind heute sehr gefragt (siehe Interview mit audimax).

Engagement in Studentischen Beratungen sowie der Besuch von Karrieremessen stellt ebenfalls eine gute Option da, früh in der beruflichen Karriere ungefilterte Consulting Luft zu schnuppern. Hier knüpfst Du erste Kontakte und lernst die echte Beraterwelt kennen.

Hinzu kommt die Lektüre von Fachbüchern sowie das Netzwerken mit bereits berufstätigen Unternehmensberatern. Natürlich empfehle das wiederkehrende Lesen meines Blogs Consulting-Life.de 🙂


Was hältst Du vom Leser.fragen-Format?

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Wie schätzt du die zukünftige Arbeit als Unternehmensberater im Zuge der Digitalisierung ein?

Lass mich meine Antwort in zwei Dimensionen des Geschäftsmodells Unternehmensberatung unterteilen.

Dimension 1 ist die Wertschöpfung: Berater werden verstärkt digitale Tools einsetzen. Kommunikation, Wisssensmanagement, Problemlösung, Analysetätigkeiten und Informationsaufbereitung – all diese Aktivitäten werden bereits von Software Lösungen unterstützt oder tun dies in naher Zukunft noch viel umfassender.

Dimension 2 ist die Wertangebot. Berater werden hier ihr Standardangebot um digitale Expertise erweitern müssen. Prozessberatung ohne IT-Bezug? Keine Chance! Change Management ohne Berücksichtigung der Wechselwirkung zwischen Mensch und Software? Wird kaum noch gebraucht! Kundenakquise ohne die Nutzung digitaler Kanäle wie E-Mail, Webinare oder Corporate Blogs? Nicht mehr im 21. Jahrhundert!

Hinzu kommen neue Consulting Geschäftsmodelle wie die Plattformen. So sieht Consultingheads CEO Ralf Fuhrmann die Analysearbeit bald nicht mehr bei den Beratern. Diese bleibt die Deutungshoheit und Interpretation (siehe Interview mit Ralf Fuhrmann). 

Welche Tipps hättest Du Dir gerne zu Beginn deiner Karriere gewünscht? Hättest Du etwas anders gemacht ?

Ganz im Ernst: hätte ich damals meine beiden Bücher High Performance Consulting* sowie Das Berater-Kochbuch* bereits gelesen, hätte mir das mehrere Lehrjahre, Rückschläge sowie Zusatzrunden erspart. In kleinen und mittleren Beratungsfirmen – die Universität eingeschlossen – lehrt Dich keiner, welche Fähigkeiten und Kompetenzen exzellentes Consulting auszeichnet.

Lass uns jetzt beispielhaft einen konkreten Tipp herausgreifen, Stichwort ‚Kundenwunsch‘. Meine Erfahrungen nach über 10 Jahren in der Unternehmensberatung sind:

  • Was der Kunde will, ist nicht immer das, was er auch tatsächlich braucht.
  • Kunden denken in Lösungen, nicht in Anforderungen.

In beiden Fällen steuere ich durch Fragetechniken gegen. Ich erkunde die Anforderungen, nutze Methoden wie Five-Why oder das Ishikawa Diagramm. Erst wenn die Anforderungen klar sind und das ‚Warum‘ dahinter offenliegt, setzen wir uns mit den Lösungen auseinander und wählen dann den zum Zeitpunkt optimalen Kandidaten aus.

Anders gemacht hätte ich übrigens nichts. Es gibt sehr wenige Aktionen, die wirklich irreversibel, also unumkehrbar sind. Wähle Deine Ziele so, dass Du Dich auf den Weg zu diesen herausforderst und über weite Strecken wohl fühlst. Stehst Du den Großteil der Woche früh am Morgen mit einer guten Grundstimmung auf, so liegst Du richtig.

Ich hoffe, Dir etwas weitergeholfen zu haben.

Beste Grüße nach Regensburg + viel Erfolg im derzeit laufenden Wintersemester

Christopher


> Du hast eine Frage zum Consulting?
Gerne beantworte ich Deine Anfrage in Form eines ausführlichen Blog-Beitrags.
Dann haben nicht nur Du, sondern auch die Consulting-Life.de Community etwas von meiner Antwort.



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