Als ProjektleiterManager oder Kreativarbeiter bzw. deren Berater bist Du mit folgenden Fragen konfrontiert:

  • Auf welche Art und Weise läßt sich ein konkretes Problem lösen?
  • Durch welche Maßnahmen können wir ein definiertes Ziel erreichen?
  • Welchen Vorschläge erlauben es uns eine existierende Frage zu beantworten?

Unterstützung findest Du in der 6-Hüte Methode und die mit ihr erlangten alternativen Perspektiven auf eine Frage.


Ergebnis: Ideen für eine Frage, ein Ziel oder ein Problem herausgearbeitet

Teilnehmer: mind. 1 (besser im Team)

Dauer: 30-60 Minuten (je Fragestellung und Zahl der Teilnehmer)

Utensilien: Whiteboard/Flipchart/Metaplan-Wand, Klebezettel, Stifte & Hüte in sechs Farben (alternativ Armbänder, Tischkärtchen, Moderationskarten oder Badges)

Zweck

Mit der 6-Hüte Methode generieren Deine Kollegen und Du zu einer definierten Frage strukturiert Ideen aus verschiedenen Perspektiven. Die Frage kann sich auf ein Problem, ein Ziel, eine Entscheidung, eine Anforderung oder einen anderen Sachverhalt beziehen.

Anders als im Brainstorming, bei Note & Vote, beim SCAMPER oder der 6-3-5 Methode, vertreten bei der Kreativitätstechnik die sechs Teilnehmer nicht ihren persönlichen Standpunkt, sondern nehmen gemeinsam nacheinander die Position und Denkweise von einem aus sechs Hüten ein.

Jeder Hut vertritt dabei einen anderen Standpunkt aus dem der Sachverhalt betrachtet wird. Mit der Analyse des Themas aus verschiedenen Blickwinkeln erhalten Du und Dein Kollegen einen umfassenden Überblick.

Synonyme für die 6-Hüte Methode sind Methode der 6 Denkhüte, 6 Denkhüte, Denkhüte von de Bono, De Bono Methode bzw. Six Thinking Hats oder verschiedene Schreibweisen mit Bindestrich bzw. mit dem Zahlwort sechs.


Aufbau


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Zentrale Frage – „Wofür benötigen wir Ideen?

Problem oder Ziel, für welche Ideen entwickelt werden sollen. Wichtig ist ein gemeinsames Verständnis. Die kreative Denktechnik 6-Hüte eignet sich für Fragestellungen, die auf rein verbaler Ebene diskutiert werden können und keine Schaubilder, Modelle oder Diagramme benötigen.

Achte darauf die zentrale Frage während der Sitzung stets präsent zu halten.

Teilnehmer – „Wer kann die Frage mit uns beantworten?“

An einer 6-Hüte Runde nehmen im Optimum zwischen 5 bis 7 konstruktive und freundlich gesinnte Personen teil. Falls möglich stammen diese Akteure aus verschiedenen Bereichen, nähern sich der Frage damit aus unterschiedlichen Perspektiven.

  • Der Organisator initiiert den Austausch auf Basis der Fragestellung. Er stellt zudem den Raum sowie das Arbeitsmaterial sicher.
  • Der Moderator moderiert eine Kreativitätseinheit. Er achtet darauf, dass die Spielregeln eingehalten werden und die Gruppe ihre geistige Energie maximal viele kreative Ideen überführt. Zudem achtet die Rolle darauf, dass keiner der Hüte und damit Denkrichtung dominiert.
  • Der Protokollant sichert durch Mitschrift und nachträglicher Aufbereiten die Ergebnisse ab. In der Regel übernimmt der Sitzungsleiter gleichzeitig diese Rolle.
  • Ein Teilnehmer trägt mit seinen Ideen zur Fragestellung zur Sitzung bei.

Perspektiven – „Von welchen Standpunkten betrachten wir die Frage?“

Bei der 6-Hüte Methode besitzt jeder der sechs Hüte eine andere Farbe. Trägt das Team einen bestimmten Hut, so übernimmt es damit eine der folgenden Rollen.

6-Hüte Methode
Struktur und Elemente der 6-Hüte Methode
  • Weiß: Beim weißen Hut agiert das Team als neutraler und objektiver Analytiker. Es konzentriert sich auf die Zahlen, Daten und Fakten.
  • Rot: Persönlich und emotional geht es beim Team mit dem roten Hut zu. Für diese Rolle stehen die Gefühle, Ängste, Hoffnungen und Meinungen im Zentrum.
  • Schwarz: Buchstäblich malt das Team bei diesem Hut schwarz. Es ist der kritische Zweifler, fokussiert sich auf das Risiko, die Probleme, Gefahren, Bedenken und Ängste.
  • Gelb: Beim Optimist trägt die Arbeitsgruppe den gelben Hut. Sie sucht (teilweise spekulativ) die Chancen, Vorteile, Pluspunkte und Nutzen am diskutierten Thema.
  • Grün: Das Grün-Hut Team vertritt die Kreativität. Aufgabe dieser Rolle ist es, assoziativ zu denken, damit neue Ideen, Impulse, Alternativen und Denkanstöße zu geben.
  • Blau: Mit dem blauen Hut fokussiert dass Team auf das Big Picture. Mit dem Gesamtüberblick über den Denkprozess, strukturiert es das Treffen und sichert die Ergebnisse ab.

Regeln – „Wie gehen wir bei den 6-Hüten vor?“

Beachte die Regeln für die Durchführung einer 6-Hüte Sitzung.

  • Die Sitzung sollte 60 Minuten nicht übersteigen.
  • Dreh- und Angelpunkt ist die Frage. Geäußerte Ideen sollten auf die Problemlösung bzw. Zielerreichung einzahlen.
  • Es redet immer nur eine Person gleichzeitig. Der Sitzungsleiter achtet auf eine straffe Moderation.
  • Vermeidet ein vorschnelles Bewerten und Kritisieren. Zunächst geht es um die Menge, anschließend die Güte der Ideen.
  • Gute Ideen entspringen vorhandenen Ideen. Neue Vorschläge können und sollen andere aufgreifen und dürfen auch verrückt, unfertig, wild bzw. versponnen ausfallen.

Hilfsmittel – „Womit arbeiten wir in der 6-Hüte Methode?“

Falls möglich, solltest Du die während einer Sitzung entstandenen Ideen visualisieren. Dazu kannst Du ein Flipchart, Whiteboard, Pinnwände, Metaplan-Wand oder auch Klebezettel auf einer Wand einsetzen. Virtuell nutzt Du Office Tools oder Whiteboard Lösungen wie MURAL.

Der Vorteil: Die zu (virtuellen) Papier gebrachte Ideen können auf bereits genannten und visualisierten Ideen aufbauen bzw. mit diesen kombiniert werden. Auch lassen sich Ideen verschieben, stapeln bzw. wieder von der Arbeitsfläche nehmen.


Anwendung

Du kannst die 6-Hüte Methode sowohl allein als auch im Team anwenden. Dazu muss die Arbeitsgruppe nicht zwangsläufig physisch am gleichen Ort sein. Auch virtuelle Kreatvitäts-Meetings sind möglich. Agierst Du als Organisator und Moderator, gehst Du nach folgendem Ablauf vor:

1. Sitzung vorbereiten

Vor dem Treffen informierst Du die Teilnehmer über das Diskussionsthema. Sorge dafür, dass mit einem grundlegenden Verständnis an die Sache herangegangen wird. Basiswissen und Kernbegriffe sollten allen Gruppenmitgliedern bekannt sein.

Um Dich als Leiter zu entlasten, kannst Du im Vorfeld einen Zeitnehmer sowie einen Protokollanten vereinbaren.

2. Rollen vergeben

Verteile zu Beginn Eures Treffens die farbigen Hüte (alternativ Armbänder, Tischkärtchen, Moderationskarten oder Badges) an die Teilnehmer und lege damit Art der Rolle fest, in welcher das Team denkt und diskutiert. Gib jeder Person etwas Zeit, sich mit der Rolle vertraut zu machen.

In Euren Gesprächen solltest Du zudem darauf achten, dass die Personen den aktuellen Hut nicht ablegen, daher immer mit den vom Hut geforderten Eigenschaften argumentieren.

3. Ideen finden

Reihe um äußert sich nun jeder Teilnehmer zur Fragestellung aus der aktuellen Hut-Perspektive. Der Protokollant hält das Gesagte auf einem Flipchart, Whiteboard bzw. einer Pinnwand fest.

Hat sich jedes Gruppenmitglied geäußert, heißt es die Perspektive zu wechseln. Dazu wechselt der Hut für alle und die Diskussion beginnt erneut. Wie auch bei Brainstorming gilt: In dieser Phase werden Vorschläge gesammelt, nicht gewertet.

4. Ideen bewerten

Nachdem das Team jeden Hut einmal aufgehabt hatte, macht ihr Euch nun an die Bewertung. Erneut bist Du als Leiter gefordert, wenn es um die Sammlung, Konsolidierung und Ausarbeitung der nächsten Schritte geht. Nutzt die entwickelten Aufzeichnungen.

Die Phase endet nachdem alle Ideen abgearbeitet bzw. die vordefinierte Zeit verstrichen ist. Gerne könnt ihr in einem finalen Blitzlicht die 6-Hüte Methode reflektieren.


Beispiele

6-Hüte Methode im Consulting

Im Consulting kommt die 6-Hüte Methode insbesondere in folgenden Situationen zum Einsatz:

  • Lösungsentwicklung – Gemeinsam mit dem Kunden und/oder Kollegen Ideen erarbeitest Du Ideen, um eine herausfordernde Fragestellung zu knacken.
  • Entscheidungsfindung (z.B. per FOR-DEC Methode) – Du betrachtest im Team mindestens eine Entscheidungsoption und entwickelst Gründe und Konsequenzen für bzw. gegen diese Alternative.

Vor- & Nachteile

Pro

  • Ein Vorteil des 6-Hut-Denkens sind die Objektivität und Offenheit, die entstehen, sobald jeder Teilnehmer eine definierte Rolle spielt. Statt für sich selbst zu stehen und subjektiv zu argumentieren, spricht die Person aus der Sichtweise des Hutes.
  • Ungewöhnliche Vorschläge gehen dank vorgegebener Perspektiven leicht von der Zunge, festgefahrene Sichtweisen werden aufgebrochen.
  • Die Teilnehmer betrachten gemeinsam aus jeweils derselben Perspektive einen Sachverhalte. Das bündelt die Energie sowie das Denken und führt zu lateralen Betrachtungsweise, statt Kontroversen.
  • Da die 6-Hüte Methode von allen Personen gleichzeitig und insbesondere gemeinsam angewendet wird, entstehen häufig positive Effekte des kollaborativen und ganzheitlichen Denkens.
  • Die Kreativitätsmethode ist flexibel und vielfältig einsetzbar.

Contra

  • Das 6-Hüte-Denken stößt bei unkonkreten Sachverhalten an Grenzen. Es fällt schwer, aus der Sichtweise eines Hutes zu argumentieren, wenn das Thema noch sehr unausgereift ist.
  • Das Loslösen vom eigenen Standpunkt führt gelegentlich dazu, dass sich die Teilnehmer etwas zu stark in die durch den Hut vorgegebene Rolle versetzen. Es wird übersteigert, statt sachlich diskutiert. Die Sitzung gleicht dann eher einer Theateraufführung, als einem Business Meeting.
  • Für einige Fragestellung lassen sich besser Lösungen erarbeiten, falls flexibel aus verschiedenen Blickwinkeln gedacht wird. In ihrer Reinform erlaubt die 6-Hüte Methode jedoch nur eine fixe Sequenz von festen Perspektiven.

Praxistipps

Tipp 1 – Jedem Hut identische Redezeit einräumen

Je stärker sich das Teilnehmerfeld in seiner Persönlichkeit unterscheidet (z.B. Temperament, extrovertierte vs. introvertierte Orientierung), desto wichtiger wird die Rolle des Moderators.

Stelle als methodischer Leiter sicher, dass ein jeder Hut im Team gleichviel Raum und Sprechzeit erhält.

Tipp 2 – Methode mit einfachen Fragen trainieren

Fast jeder kennt Brainstorming. Hingegen ist die 6-Hüte-Methode vielen Personen unbekannt. Erwarte nicht, dass Ihr unmittelbar in der ersten 6-Hüte-Sitzung eine hohe Menge von qualitativ erstklassigen Ergebnissen generiert.

Auch lässt sich jedes Projektmitglied nicht ohne weiteres auf die Methode ein. Führe die Kreativitätstechnik behutsam und anhand einfacher Fragen und Beispielen ein. Trainiere die Moderatorenrolle und den Umgang mit Gruppendynamiken.

Tipp 3 – Weißen Hut beginnen, blauen enden lassen

Um sich unvoreingenommen einem Problem zu nähern, sollte der weiße Hut – der neutrale und objektive Analytiker – eine Runde beginnen. Hingegen beendet der blaue Hut – der Moderator – mit zusammenfassenden Worten den Kreativdurchgang.

Tipp 4 – Ideen erst notieren und dann besprechen

Analog dem Brainstorming kommt es auch bei der 6-Hüte-Methode zu gruppendynamischen Prozessen. Die Aussage einer Person beeinflusst die Gruppenmitglieder in ihren Gedanken und Handeln.

Um solche Effekte zu reduzieren, bittest Du einfach die Teilnehmer ihre Ideen analog der 6-3-5 Methode verdeckt auf Zetteln zu notieren. Am Ende einer Runde visualisiert Ihr die Ergebnisse gemeinsam. Als Moderator solltest Du nur moderieren, statt mit Deiner erhobenen Rolle manipulativen Einfluss auf die Ideen zu nehmen.

Tipp 5 – 6-Hüte im Solo-Modus einsetzen

Auch im Alleingang lässt sich der 6-Hüte-Ansatz anwenden. Steckst Du in einem verzwickten Sachverhalt fest, betrachtest diesen nacheinander aus den Blickwinkeln der sechs Hüte.

Tipp 6 – Perspektiven durch 7ten Hut erweitern

Ergänze die Sammlung der 6 Perspektivhüte durch einen 7ten Hut. Einige Anregungen:

  • Hellblau: Das Team agiert kleinkariert, übergenau und detailverliebt.

Jeder zusätzliche Hut Bedarf zusätzliche Arbeitszeit. Überlege den Austausch eines Huts durch einen anderen, falls dieser nicht zur Fragestellung passt.

Lesetipp

Sehr viel detaillierter hat die Methode natürlich Edward de Bono selbst in seinem englischsprachigen Buch Six Thinking Hats* dokumentiert. Auf knapp 200 Seiten geht der Autor insbesondere auf die spezifischen Charakteristika, Gedankengerüste und Einstellungen der Hüte ein. Inzwischen kannst Du die Methodik von zertifizierten de Bono-Trainern erlernen.


Ursprung

Die 6-Hüte Methode geht auf den britischen Kognitionswissenschaftler und Physiker Edward de Bono zurück. 1986 stellte er die Gruppendiskussionsmethode 6-Hut-Denken vor.


Bonusmaterial

Hochschule Ravensburg-Weingarten: Die Sechs Hüte Methode nach Edward de Bono (5 min) – Die Methode am Beispiel ‚Schließsystem‘ erklärt

„Ich suche stets nach Antworten, Ich glaube stets, dass ich sie finden kann, ich bin stets überzeugt, dass es mehr als eine Lösung für ein Problem gibt.“

John Calvin Maxwell, US-amerikanischer Buchautor, Redner, Coach und Pastor

Letzte Aktualisierung am 19.03.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API


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    4 replies to "Die 6-Hüte Methode – die Lösung durch Perspektiven finden"

    • Morell

      Hallo Herr Schulz,
      eine wirklich tolle Homepage haben sie da. Ich habe mir aus dieser Methode hier ein paar Sachen für eine Hausarbeit übernommen und würde gerne eine Zitierung einfügen. Können Sie mir mitteilen von wann der ursprüngliche Beitrag ist?

      • Dr. Christopher Schulz

        Hallo Patricia, danke für Anfrage. Erstfassung des Beitrags geht auf 18.11.2016 zurück. Beste Grüße, Christopher

    • G.Sieper

      Hallo – es fehlt noch ein Hut
      Der 7. Hut ist „Bergisch Pepita“ oder auch „kleinkariert“.
      Das ist typisch Deutsch und hat sich im Rahmen der Hüte-Methode bewährt.
      Aber Vorsicht, die Hüte Methode kann auch missbraucht werden.
      Der Leiter kann z.B. die Teilnehmer so manipulieren, dass sie mit den Ideen des Leiters einverstanden sind und der seine Ideen umsetzen kann.

      • Dr. Christopher Schulz

        Hallo Günter,
        danke für beide Tipps. Berücksichtige ich in der Folgefassung der Consulting Methode. Viele Grüße, Christopher

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