SCAMPER Methode

Die SCAMPER Methode – das bessere Rad erfinden

Als Projektleiter, Innovationsmanager oder Kreativarbeiter bzw. deren Berater bist Du mit folgenden Fragen konfrontiert:

  • Mit welcher Kreativitätstechnik können wir eine bestehende Sache optimieren?
  • Auf welche Weise können wir den Innovationsfindungsprozess strukturieren?
  • Welche alternative Ideenmethode hilft uns bei der systematischen Findung von Geistesblitzen?

Unterstützung findest Du in der SCAMPER Methode und den enthaltenen sieben Prinzipien der strukturierten Analyse.


Ergebnis: Ideen für die Weiterentwicklung eines Sachverhalts entwickelt

Teilnehmer: mind. 1 Person (empfohlen: im Team)

Dauer: 15-60 Minuten (je Sachverhalt und Teilnehmer)

Utensilien: Whiteboard/Flipchart/Metaplan-Wand & Stifte oder Notebook & Office Software


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Zweck

Die SCAMPER Methode hilft Dir einen einen existierenden Sachverhalt zu analysieren und zu optimieren. Gemäß dem Motto „Alles Neue ist stets eine Variation von bereits Existierendem.“ betrachtest Du die etablierte Sache aus einem alternativen Blickwinkel und entwickelst diese weiter.

Jeder der sieben Buchstaben des englischsprachigen Akronyms SCAMPER steht dabei für ein Prinzip, mit dessen Hilfe Du allein bzw. im Team strukturiert die Bestandteile einer bestehenden Lösung überdenkst.

Der von SCAMPER aufgespannte Rahmen hilft Dir, einen existierendes Geschäftsmodell, Prozess, Wertangebot etc. mit frischem Blick systematisch zu zerlegen. Du generierst innovative Ideen, das Existierende mit alternativen Aspekten anzureichen, zu variieren bzw. sogar abzuspecken. Die Folge: Neues und Ungewöhnliches entsteht.

Gerade in Innovations-Meetings, in denen die Ideenfindung ins Stocken gerät, hilft das Kreativitätswerkzeug Dir und den Teilnehmern zurück auf die Ideenspur.

Synonyme für die SCAMPER Methode ist die Kurzform SCAMPER. Auf deutsch bedeutet das Englische ‚to scamper‘ herumtollen, flitzen oder huschen.


Aufbau

Die Buchstaben des Wortes SCAMPER stehen für sieben Prinzipien, mit denen Du einen definierten Sachverhalt analysierst. Nachfolgend die Prinzipien, exemplarisch angewendet auf ein Produkt, eine Dienstleistung und ein Geschäftsmodell.

Struktur und Elemente der SCAMPER Methode

Prinzip 1: Substitute (Substituieren)

Beim ersten Prinzip steht das Ersetzen von Komponenten, Personen, Aktivitäten, Plätzen,  Bestandteilen, Ansätzen etc. einer Sache im Zentrum.

  • Wie kann ein Element des Geschäftsmodells durch ein anderes ersetzt werden?
  • Kann der Service möglicherweise an anderer Stelle Nutzen stiften?
  • Welche anderen Produkte könnte die Kunden stattdessen kaufen?

Prinzip 2: Combine (Kombinieren)

Das zweite Prinzip steht im Zeichen der Zusammenführung. Es geht um das Kombinieren, Zusammenmengen, Verschmelzen, Vereinen etc. mit Funktionen und Bestandteilen anderer Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle.

  • Durch welche zusätzlichen Elemente lässt sich das Geschäftsmodell sinnvoll anreichern?
  • Welche Zusatzservices wären hilfreich, um den Mehrwert zu erhöhen?
  • Was geschieht, wenn das Produkt mit anderen Funktionen integriert wird?

Prinzip 3: Adapt (Adaptieren)

Prinzip 3 fokussiert auf das Verändern, Anpassen, Variieren, Adjustieren etc. von Komponenten, Personen, Bestandteilen etc..

  • Welche anderen Business Modelle gibt es, an der sich unser Geschäftsmodell orientieren kann?
  • Welche Eigenschaften des Services sollten ausgebaut werden, um diesen einer größeren Zielgruppe verfügbar zu machen?
  • Wie könnte das Produkt geändert werden, damit es zusätzlichen Einsatzzwecken dient?

Prinzip 4: Magnify (Vergrößern)

Im Kern steht im vierten Prinzip das Verändern von Merkmalen wie Abmessung, Volumen, Gewicht, Maßstab, Wirkung etc. und zwar in beide Richtungen – sowohl verkleinern als auch vergrößern.

  • Worauf sollte sich bei dem Geschäftsmodell am meisten konzentriert werden, um das Optimum herauszuholen?
  • Welche Service-Merkmale (Geschwindigkeit, Preis, Güte etc.) sollten reduziert werden, da Kunden diesen nicht wahrnehmen?
  • Welche Produktelemente (Farbe, Haptik, Akustik etc.) sollte verstärkt werden, da diese von den Kunden besonders geschätzt werden?

Einige Quellen sprechen bei diesem Prinzip auch von ‚Modify‘ (Modifizieren) ohne gegen das vorangehende Prinzip ‚Adapt‘ abzugrenzen.

Prinzip 5: Put to other use (Umwidmen)

Im fünften Prinzip überprüfst Du verschiedene Anwendungsbereiche, Nutzergruppen, Einsatzsituationen, Jobs und Verwendungen der Lösung. Du zoomst bewusst raus, setzt die Lösung bzw. ihre Einzelteile in einen alternativen Kontext.

  • Wie würde sich das Geschäftsmodell in einem anderen Umfeld darstellen?
  • Könnte die Dienstleistung vielleicht noch anderen Nutzern zugeführt werden?
  • Gibt es ‚Abfallprodukte‚, die anderweitig eingesetzt werden könnten?

Prinzip 6: Eliminate (Eliminieren)

Viel ist nicht immer gut. Aus diesem Grund geht es im sechsten Prinzip um das Entfernen, Wegnehmen, Einsparen etc.  von Komponenten, Funktionen und Personen. Du vereinfachst, reduzierst auf das Wesentliche. Unterstützend unter anderem die Fragen:

  • Was würde passieren, wenn Elemente des Geschäftsmodells nicht zum Tragen kommen?
  • Wie könnte der Service zugänglicher und verständlicher gestaltet werden?
  • Wie kann die Benutzung des Produktes vereinfacht werden?

Prinzip 7: Rearrange (Umordnen)

Schließlich geht es im letzten Prinzip um das Umsortieren, Auf-den-Kopf-stellen, Umstrukturieren und Umkehren von Bestandteilen, Nutzen und Funktionsweisen.

  • Kann die Umsetzung des Geschäftsmodells in eine sinnvolle alternative Reihenfolge gebracht werden?
  • Was passiert, wenn die Schritte der Dienstleistung entgegengesetzt ausgeführt werden?
  • Wie lässt sich das Produkt umdrehen, von innen nach außen transformieren oder umstülpen?

Anwendung

Richtig zum Fliegen kommt die SCAMPER Methode im Rahmen eines Workshops. Agierst Du als Moderator, steuerst Du den Ablauf. Dies beinhaltet die Vorstellung der Technik, die Zeitnahme, das Beantworten von organisatorischen Rückfragen sowie die Ergebnissicherung. Zudem bist Du für das Material verantwortlich.

1. Ziel präzisieren

Definiere zu Beginn für das Produkt, den Service oder das Geschäftsmodell das Ziel der Sitzung. Das kann beispielsweise die Verbesserung einer Prozessabfolge, Optimierung eines Service-Modells oder die digitale Transformation des aktuellen Business Modells sein.

Stelle sicher, dass Du und jeder der Teilnehmer das gleiche Verständnis zur aktuellen Lösung und dem Ziel besitzen.

2. Fragen entwickeln

Entwickle nun für jedes der sieben SCAMPER Prinzipien systematisch mindestens drei Fragen. Diese beleuchten die Lösung kritisch, fordern sie heraus bzw. hinterfragen das Bestehende.

3. Fragen diskutieren

Diskutiert Eure Fragen. Notiert resultierende Veränderungen, obsolete Aspekte und neue Elemente an der Lösung.

4. Ergebnisse nachbearbeiten

Eine bloße Sammlung von Fragen und Impulsen bringen nicht weiter. Eine Nachbereitung der SCAMPER Sitzung ist daher unerlässlich. Erfasse die Verbesserungsideen zur Lösung, gruppiere und priorisiere sie, definiere Aufgaben bzw. Projekte und verfolge diese nach.



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Beispiele

Weiterentwicklung der Vertriebsprozesse

Nur selten starten Organisationen auf der frischen grünen Wiese. Oft entwickeln Teams, Bereiche und ganze Unternehmen bestehendes weiter. Das heißt: Es existiert bereits ein Wertangebot, ein Geschäftsmodell, ein Prozess, ein IT-System etc. – kurzum eine Lösung. Die Aufgabe besteht nun darin, diese zu verbessern, zu verfeinern, auf einen aktuellen Stand zu bringen.

Untere Abbildung illustriert ein Beispiel für die SCAMPER Methode: Optimierung der bestehenden Vertriebsprozesse eines Geschäftsmodells. Beachte die mit Hilfe der SCAMPER Prinzipien gestellten Fragen sowie mögliche Ideen.

SCAMPER Beispiel
SCAMPER in Aktion für die Frage ‚Vertriebsprozesse neu denken‘

Einsatz SCAMPER für Billigflieger

Auch Flugreisenanbieter wie Ryanair oder easyJet haben (bewusst) Gebrauch von der SCAMPER Methode gemacht. Die Airlines…

  • ersetzten große frequentierte Flughäfen durch kleine Flughäfen auf dem Land,
  • eliminierten viele Reiseelemente wie das Mittagessen oder den Langstreckenflug,
  • vergrößerten andere Reiselemente wie die Zahl täglicher Flüge oder Kundenservice und
  • verringerten den Preis je Flugticket.

Mit dem angepassten Wertangebot konnten Kundengruppen gewonnen werden, die im Regelfall per Bus oder Bahn bzw. überhaupt nicht unterwegs waren.


Vor- & Nachteile

Pro

  • Der Vorteil von SCAMPER ist die Struktur, welche die sieben Prinzipien dem Denken verleihen. Kreativitäts-Sitzungen und Innovations-Workshops erhalten auf Basis der leicht verständlichen und direkt umsetzbaren Methode eine klare Orientierung.
  • Gerade in Situationen, in denen es darum geht, angestammte (und teilweise angestaubte) Lösungen systematisch auf den Prüfstand zu stellen, ist SCAMPER dem bekannten Brainstorming überlegen.
  • Das aus sieben Lettern bestehende Kunstwort SCAMPER lässt sich leicht merken. Auch ist die Technik rasch erklärt und anwendbar.

Contra

  • Ein Nachteil ist die Anwendbarkeit. Ist die Lösung zu eng gefasst, kannst Du nicht immer alle sieben Prinzipien der SCAMPER Methode zum Einsatz bringen.
  • Analog der SIT Methode spielt die Kreativitätstechnik ihre Trümpfe bei der Weiterentwicklung einer bereits existierenden Lösung aus. Für die Kreation komplett neuer Ansätze ist sie ungeeignet.

Praxistipps

Tipp 1 – Solo oder im Team SCAMPERn

SCAMPERn kannst Du Solo oder im Team. Empfohlen wird eine Teamgröße von maximal sieben Personen. Auf diese Weise kann sich jeder Teilnehmer genau einem Prinzip annehmen. Bei zu großen Gruppen können die Durchführung und Auswertung schnell unübersichtlich werden.

Tipp 2 – SCAMPER Sitzung straff moderieren

Das Betrachten einer bestehenden Lösung mit SCAMPER erfordert Ausdauer, Disziplin und Konzentration. Moderiere die Sitzung und sorge für die nötige Energie. Stelle gleichsam sicher, dass sich die Gruppe nicht in unnötigen und zeitraubenden Diskussionen verzettelt.

Notiere pfiffige Fragen vergangener SCAMPER Sitzungen in eine Checkliste und stelle diese dem Team zur Verfügung.

Tipp 3 – Ideenvolumen vor Ideenqualität stellen

Wie bei der Brainstorming Methode gilt: Versuche nicht die Fragen zu bewerten. Denke frei und schränkt die Gedanken nicht unnötig ein. Die besten Optimierungen einer Lösung kommen oft von Ideen, die auf den ersten Blick abwegig klingen.

Tipp 4 – Schnell und in Schleifen vorgehen

Beiße Dich nicht an einer Frage fest und vernachlässige die restlichen Prinzipien. Gehe im ersten Rutsch durch alle sieben SCAMPER Prinzipen und erarbeite so viele Fragen wie möglich. Anschließend beantwortest Du diese.

In einem zweiten Durchgang entwickelst Du einen neuen Stapel von Fragen, die Du wieder beantwortest. Starte bei Bedarf zu einer dritten und vierten Iteration.

Tipp 5 – Team mit verschiedenen Personen besetzen

Innovative Ansätze basieren häufig auf Impulsen aus anderen Fachgebieten. Lade zu Deiner SCAMPER Sitzung offene Kollegen anderer Unternehmensbereiche ein.

  • Welche Ideen hat der kundenorientierte Vertriebler?
  • Was kann der technisch-versierte Ingenieur einbringen?
  • Worin bestehen die Ideen der jüngst eingestellten Werkstudentin?

Je breiter das Wissen der Teilnehmer gefächert ist, desto besser.


Ursprung

Ursprünglich gehen die sieben SCAMPER Prinzipien auf den US-Werbefachmann Alex F. Osborne und der gleichnamigen Checkliste aus seinem Buch Applied Imagination: Principles and Procedures of Creative Problem Solving* zurück. Übrigens war Osborne auch der Urvater der Brainstorming Methodik.

Genau 20 Jahre später – 1973 – überführte Bob Eberle die Prinzipien in eine spielerische Innovationstechnik, die er SCAMPER taufte und wiederum in seinem Buch SCAMPER: Games for Imagination Development* publizierte.


Bonusmaterial

Critical & Creative Thinking UTeM: Application Of SCAMPER (4 min) – Erklärfilm zur Methode


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