Als Berater arbeitest Du viel. Sehr viel. Doch ist Dein Consulting Job wirklich alles? Gibt es nicht auch andere Aktivitäten abseits der Projektbüros, Flughafen-Checkins und Sitzungsräumen. Tätigkeiten, Hobbies und Träume, die gelebt werden wollen und erfüllend sind? Erfahre im Beitrag, wie Du Deine 60-Stunden Arbeitszeit in der Woche auf ein Normalmaß zurückfährst. Spürbare Arbeitszeitreduzierung, ganz ohne Deine Kunden zu vergraulen, den Jahresumsatz abzusenken oder Dir Aufstiegschancen zu verbauen.


Arbeitszeitreduzierung – Stellschrauben zur Senkung der Aufwände

Es ist ein offenes Geheimnis: Als Unternehmensberater bist Du Vielarbeiter. Mir zumindest geht es so. Morgens beim Kunden bin ich oft der erste, der aufschlägt. Abends gehöre ich regelmäßig zu denen, die als letzte Projektmitarbeiter das (virtuelle) Büro verlassen. 50-60 Stunden ‚On-the-Job‘ pro Woche – das ist laut einer CONSULTING.de Gehaltsstudie für 86 Prozent deutschsprachiger Consultants die Regel.

An den Wochenenden dann die Nach- und Vorbereitung. Die nächste Dienstreise planen. Anzug zur Reinigung bringen. Koffer packen. Termine vorbereiten. Work-Life-Balance? Pustekuchen!

Doch wofür diese vielen Dienststunden?

Zwar liegt Dein Beratergehalt im Vergleich zu Jobs ähnlicher Qualifizierung absolut über dem Durchschnitt. Doch gilt das auch relativ? Für den realen Stundensatz – nach Steuer- und Sozialabgaben?

Erfüllst Du neben Deinem Beraterjob noch familiäre Aufgaben, pflegst vielleicht Freundschaften oder schwärmst persönlich für ein zeitintensives Hobby, dann ist höchste Eisenbahn Deine Arbeitszeit auf den Prüfstand zu stellen.

Generell existieren zwei Stoßrichtungen für wirkungsvolle Arbeitszeitreduzierung, ohne das dabei die Qualität Deiner Ergebnisse oder die Beziehungen zu Deinen Auftraggebern leiden. Für beide Richtungen erhältst Du nachfolgend Denkanstöße aus meiner 14-jährigen Beratungspraxis.


Lastabsenkung – die richtigen Dinge tun

Tipp #1: Auftraggeber auswählen

Arbeitszeitreduzierung beginnt noch vor Projektstart: bei der Wahl der Unternehmensberatung, der Kundenindustrie bzw. dem Projektleiter. So gibt es Beratungen, Branchen bzw. Personen, die verlangen bereits ab Tag 1 mindestens 150 Prozent Zeiteinsatz. Andere Auftraggeber achten die Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter. Erkundige Dich im Job Interview, während der Bedarfsanalyse bzw. beim Staffing über die Anforderungen und Gepflogenheiten. Erfrage die Arbeitskultur.

Tipp #2: Stammkunden bevorzugen

Neukundenprojekte sind anstrengend. Die Beziehung ist noch frisch, das Vertrauenskonto leer. Für Fortführung bzw. Vergrößerung des Engagements musst Du liefern, den neuen Klienten begeistern. Die Konsequenz des ‚Under promise & Over deliver‘-Prinzips: hohe Arbeitslast bei geringer Privatzeit. Bestandskunden hingegen wissen, was sie bei Dir haben. Eure Zusammenarbeit ist eingespielt, Dir steht freie Zeit zur Verfügung.

Tipp #3: Kunden einspannen

Was ein Kunde will, und was ein Kunde braucht, sind oft zwei unterschiedliche Paar Schuhe. In Konsequenz: Musst Du für jeden Wunsch Deines Klienten gleich in die Bresche springen? Involviere Deine Auftraggeber. Consulting ist ein arbeitsteiliger Prozess. Investiere Deine Zeit und Energie für relevante Aufgaben und überlasse dem Kunden die ‚Hätte-ich-auch-gerne‘-ToDos.

Tipp #4: Arbeit delegieren

Falls Dein Kunde auf der Aufgabe beharrt, heißt das nicht, dass Du diese auch übernehmen musst. Schließlich gibt es Kollegen die auf der Bank sitzen, auf Arbeit warten und Dich unterstützen könnten. Ziehe Praktikanten, Werkstudenten oder Junior Consultants für Deine Entlastung heran. Delegiere wiederkehrende Aufgaben, die nach der Eisenhower Matrix dringend, aber nicht wichtig sind. Nutze Tools wie die 3 Lists to Freedom.

Tipp #5: Absprachen treffen

Führe gegenüber Kunden und Arbeitgeber fixe zeitliche Randbedingungen ein und stehe zu diesen. Von wann bis wann bist Du verfügbar? Was sind Deine Antwortzeiten auf E-Mails, Chat-Anfragen oder Telefonanrufe? Wie hältst Du Kurzfristaufgaben über das Wochenende? Blocke im Kalender. Spätestens nach vier Wochen hat sich jeder an Deine Restriktionen gewöhnt.

Tipp #6: Dienstreisen vermeiden

Dienstreisen kosten Zeit. Deine Zeit! Zeit, die Dir in der Regel weder Dein Arbeitgeber anrechnet noch Dein Kunde bezahlt. Das schlimme: Reist Du regelmäßig, schlagen auch die Zeitkosten wiederkehrend zu Buche. Mache dem Kunden Remote Consulting schmackhaft, beispielsweise durch Senkung Deines Tagessatzes für Home Office Projekte. Suche Dir Zielkunden aus Deiner Region. Falls sich eine Geschäftsreise nicht vermeiden lässt, erfährst Du hier wie Du Zeit sparst.

Tipp #7: Meetings zurückfahren

Im Consulting existieren zwei Arten von guten Meetings: solche, die das Projekt weiterbringen und solche, die Dir einen Auftrag verschaffen. Alle anderen sind Kaffee- und Keksrunden bei denen Du Lebenszeit verlierst. Streiche überflüssige Sitzungen aus Deinem Kalender und nutze die freigewordenen Stunden. Gehe auf Meeting Diät. Rigoros.

Tipp #8: Nein sagen

Leichter gesagt, als getan: das Nein sagen. Vor allem, wenn der Kunde, der Projektleiter oder der Vorgesetzte anfragt. Literatur zum Nein sagen gibt es reichlich (z.B. siehe Sei einzig, nicht artig!* von Martin Wehrle). Halte Dich an die vielen Vorschläge und vermeide ein ungeplantes Anwachsen Deiner Arbeitslast. Hüte Dich vor Scope Creepern.

Tipp #9: Arbeitsteilzeit vereinbaren

In der Arbeitswelt setzt sie sich immer stärker durch: die Teilzeit. Sicher, vier Arbeitstage pro Woche bringen weniger Gehalt als die vollen fünf. Aber ist der finanzielle Unterschied im Netto immer noch so hoch? Ein Plus als angestellter Berater: Jede vom Arbeitgeber geforderte Überstunde lässt sich mit Verweis auf den Teilzeitvertrag abwehren.

Tipp #10: Administrationsaufgaben minimieren

Administrative Aufgaben kosten Zeit und Nerven, bringen Dein Projekt bzw. Unternehmen ausschließlich auf organisatorischer Ebene weiter. Hinterfrage den Zweck von StatusberichtenAufgabenlisten, Stundenzettel, Leistungsnachweisen oder Vertriebsprognosen. Wer sind die Empfängergruppen? Was machen diese Personen mit den Papieren? Miste Aufgaben mit unklaren Mehrwert aus. Hilfreich hierfür ist das VARES Modell.

Tipp #11: Vorausschauend planen

Vergrößere Deine Planungsperspektive und blicke in die Zukunft. Was steht nächste Woche an? Übernächste? Wann ist die nächste Steuerkreispräsentation? Welches sind die wesentlichen Projektmeilensteine? Achte auf Ruheinseln. Einem arbeitsreichen Consulting Woche sollte eine weniger intensive Woche folgen. So bleibst Du im Mittel unter 60-Stunden Arbeitszeit.

Tipp #12: Fachliteratur lesen

Tipps für einen geringeren Workload findest Du in folgenden Büchern. Ganz ohne Kundenschwund, Umsatzreduktion oder Karrierepausen.

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Management Consulted: Work-Life Balance – Does it exist in consulting? (3,5 min) – zyklische Arbeitslast von angestellten Beratern während des Projekts und an verschiedenen Wochentagen


Produktivitätsanhebung – die Dinge richtig tun

Tipp #1: Essenz abarbeiten

Erkläre das Pareto Prinzip zur Maxime. Oft reichen 20 Prozent Einsatz für eine 80 Prozent zufriedenstellende Lösung. Wo ist der Wirkungsgrad am höchsten? Mit welcher Maßnahme erreichst Du am meisten? Was verbessert die zusätzliche Analyse? Vermeide Over-Engineering, Goldrandlösungen und Sonderlocken. Diese kosten alle nur Zeit, ohne dabei einen nennenswerten Unterschied zu machen. Minimiere Blindleistungen.

Tipp #2: Wiederverwendung maximieren

Oft zitiert, selten gelebt: „Das Rad nicht neu erfinden.“. Nimm Dir die Weisheit bei Deinen Engagements zu Herzen. Setze auf ein Template-based Consulting. Greife auf Projektvorlagen, Analyse Modelle und Checklisten des Consulting Methodenkoffers zurück und frage die Kollegen bei Spezialthemen an. Die Consulting Methodenvorlagen entlasten Dich zusätzlich.

Tipp #3: Ergebnisse liefern

Auch wenn Du unter einem Dienstvertrag arbeitest: Dein Kunden bezahlt Deinen Nutzen, nicht Deine Arbeitszeit. Konzentriere Dich auf Ergebnisse und Mehrwert, nicht auf Stunden und Verfügbarkeit. Liefere stetig überzeugende Resultate und etabliere Vertrauen in Deine Leistungen, statt in Dein Sitzfleisch.

Tipp #4: Ziele verfolgen

Wenn es um Produktivität geht, dann meist auch schnell um Ziele. Notiere Deine beruflichen und persönlichen Ziele, definiere geeignete Messgrößen und lege los. Erledige nur solche Aufgaben, die auch auf Deine Ziele einzahlen. Miss nach einer festgelegten Zeit die Zielerreichung und passe Dein Vorgehen an.

Tipp #5: Arbeitsumgebung optimieren

Deine Produktivität leidet, sobald der Büronachbar laut telefoniert, das E-Mailprogramm permanent blinkt oder am Nachbartisch Spontan-Meetings stattfinden. Eliminiere diese Störquellen und konzentriere Dich 100 Prozent auf eine einzige Aufgabe. Deep Work, Focus Work, Stillarbeit – egal, wie Du es nennst: Vermeide Ablenkungen.

Tipp #6: Regenerationszeiten einhalten

Läufst Du 12 Stunden am Stück einen Marathon? Und das 5 Tage die Woche? Falls ja, kannst Du Dich beim Ultraman anmelden. Falls nein, solltest Du auf Deine Regenerationszeiten achten. Was nützt ein langer Arbeitstag, wenn Du am nächsten Tag nur ausgelaugt im Bürostuhl klebst. Mache Pausen. Lege im Home Office einen Mittagsschlaf von 20 Minuten ein. Räume das Notebook aus Deinem Sichtbereich. Struktur gibt Dir die Pomodoro Methode.

Tipp #7: Aufgaben automatisieren

Notebook und Smartphones erleichtern Deinen Berateralltag. Nutze verfügbare Software und Apps und automatisiere wiederkehrende Aufgaben. Im Blog findest Du etliche Tool-Vorschläge für digitale Helfer.

Tipp #8: Aufgabenstapel abtragen

Produktionskenner nennen es ‚batching‘. Hier geht es darum gleiche Aufgaben am Stück zu erledigen, damit die Auf- und Abrüstzeiten zu minimieren. Arbeite ebenfalls in einem Rutsch ähnlich gelagerte Aufgaben ab. Beispielsweise bearbeitest Du alle Reisekostenabrechnungen und Stundenzettel am letzten Freitag im Monat.

Tipp #9: Aufgabenliste einsetzen

Egal ob Kanban Board, Product Backlog oder klassische ToDo-Liste: Nutze eine, und wirklich nur eine Aufgabenliste auf der Du Deine Pflichten auf Tagesbasis notierst. Noch besser: Fixiere jedes ToDo als Blocker in Deinem Kalender. Schließlich frisst jede Aufgabe Zeit. Deine Zeit.

Tipp #10: Auszeit nehmen

Verlängerte Wochenenden, Urlaub, Elternzeit oder Sabbatical – all diese Maßnahmen helfen, Deinen Kopf frei zu bekommen und Deine Akkus wieder aufzuladen. Danach arbeitest Du produktiver, benötigst weniger Zeit für das gleiche oder gar ein besseres Ergebnis.

Tipp #11: Gewohnheiten ausprägen

Präge Arbeitsrituale aus. Bette diese in bestehende Abläufe ein und arbeite wiederkehrend ab. Angenommen Du arbeitest jeden Morgen von 7:30 – 8:00 Uhr fokussiert an einer Aufgabe. Bei jährlich 220 Arbeitstagen sind das im Jahr über 100 Stunden bzw. 2.5 Arbeitswochen. Verkette positive Gewohnheiten. Irgendwann kannst Du nicht mehr ohne.

Tipp #12: Fachliteratur lesen

Mehr Anregungen für identischen Output bei weniger Zeiteinsatz findest Du in nachfolgenden Büchern.

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Victor Cheng: How to Balance Work and Life in Management Consulting (11,5 min) – 6 Tipps für eine bessere Work-Life-Balance als Unternehmensberater


Hausaufgaben – was Du zusätzlich tun kannst

  • Es gibt viele Maßnahmen um Deine Arbeitslast von 60-Stunden pro Woche auf Normalmaß zurückzufahren. Nicht jede Arbeitszeit- und Produktivitätsmaßnahme greift sofort, bei jedem Projekt und bei jedem Umfeld. Experimentiere und gehe schrittweise vor.
  • Justiere im Monatsrhythmus entweder an der Stellschraube Arbeitslast oder Produktivität. Reduziere damit Deine für Arbeit eingesetzte Zeit und erhöhe Deinen persönlichen Stundensatz.
  • Berichte von Deinen Work-Life-Balance Maßnahmen. Was tust Du für die Arbeitszeitreduzierung? Wie kommst Du von der 60-Stunden Consulting Woche weg?

Was stört Dich an Deinem Job als Consultant?

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